Peter Pilz dagegen meint, er "wollte um alles in der Welt Bundesrat bleiben".
Der ehemalige Grüne EU-Abgeordnete Johannes Voggenhuber hat Verständnis für den Wechsel des Grünen Bundesrats Stefan Schennach zur Wiener SPÖ. Schennach sei eine "Schlüsselfigur der Grünen" gewesen, seine Arbeit, vor allem in der Außenpolitik, sei aber von der Partei "nie wahrgenommen" worden, erklärt Voggenhuber.
Für die Grünen "bitter"
Schennach sei der
Schritt "sicher nicht leichtgefallen", ist Voggenhuber überzeugt.
Er bezeichnete seinen ehemaligen Parteikollegen als "hochintegre
politische Figur" und "Grünen der ersten Stunde" mit "großem
Erfolg" in seinem Engagement in der Außenpolitik. Die Partei habe
Schennachs Arbeit aber "kaum interessiert", so Voggenhuber.
Schennach sei eine Persönlichkeit, die etwas erreichen wolle - dass er mehr
Möglichkeiten sehe, seine Anliegen in einer anderen Partei umzusetzen, sei
nach 20 Jahren "bitter".
"Wird als Serie wahrgenommen"
Gefragt, ob der Wechsel
des Bundesrats zur SPÖ den Grünen schade, meinte Voggenhuber: "Ja,
natürlich, das wird ja als Serie wahrgenommen." Zu dieser Serie
zählt Voggenhuber auch das Verhindern seiner eigenen Kandidatur bei der
EU-Wahl 2009 durch die Partei und die Spaltungen auf Wiener Bezirksebene,
wie er auf Nachfrage bestätigte. Weitere Diagnosen wolle er nicht
ausstellen, er bedauere jedenfalls Schennachs Wechsel und wünsche ihm alles
Gute für seine Anliegen.
"Will unbedingt Bundesrat sein"
Schennach "wollte
um alles in der Welt Bundesrat bleiben" und habe gewusst, dass er bei
den Grünen nicht gewählt werde - dass ihm das so viel wert sei, seine
Gesinnung zu wechseln, sei "bedauerlich", meint dagegen Peter
Pilz. Wenn Bundesräte ihre Gesinnung "wie Hemden wechseln",
müsse man über die Institution selbst nachdenken, fordert Pilz die
Abschaffung der Länderkammer.
"Schadet sich nur selbst"
"Nutzen tut das sicher
nicht", räumte Pilz auf die Frage ein, ob Schennachs Wechsel und die
Spaltungen in Mariahilf und der Josefstadt der Partei schaden. Wirklich "schaden"
würde es aber eher Schennach selbst, glaubt Pilz. Die "Schennach-Geschichte"
beschäftige ihn aber nicht wirklich. Es sei nun wichtig, dass die Grünen in
der Bundeshauptstadt einen guten Wahlkampf führen, er selbst werde sich
seitens der Bundespartei "stärker einmischen" und sich
insbesondere die Wiener FPÖ "vornehmen", kündigte der
Abgeordnete an.
Kogler sieht "kleine Hirschmänner"
Werner Kogler,
Grüner Spitzenkandidat bei der steirischen Landtagswahl und Vize-Chef der
Bundespartei, will die Querelen der Wiener Grünen nicht überbewertet wissen:
"Da sind ganz kleine Hirschmänner (der steirische ÖVP-Dissident Gerhard
Hirschmann kandidierte mit eigener Liste bei der von Waltraud Klasnic
verlorenen Landtagwahl 2005) unterwegs, die halt nicht mehr gewählt worden
sind". Einen Einfluss auf die steirische Wahl hätten diese Vorgänge nicht.
Das große Zerfransen
Schennach hatte am Mittwoch mitten im
Wiener Wahlkampf seinen Wechsel zur SPÖ bekanntgegeben - der letztendliche
Auslöser war sein Scheitern bei der Listenerstellung der Döblinger Grünen.
Die Ökopartei hat seit Monaten mit internen Querelen zu kämpfen: Im Vorfeld
der Wahl gab es bereits in zwei Bezirken Parteispaltungen
aufgrund persönlicher Animositäten. In der Josefstadt wurde Bezirksvorsteher
Heribert Rahdjian nicht mehr zum Spitzenkandidaten gekürt, worauf er nun mit
der eigenen Bezirksliste "Echt grün" den ehemaligen
Parteifreunden Konkurrenz macht. Ähnlich in Mariahilf: Dort rebellierte eine
Hand voll Grüner gegen die Nominierung von Noch-Gemeinderätin Susanne
Jerusalem zur Spitzenkandidatin und tritt nun ebenfalls unter dem Namen "Echt
grün" auf Bezirksebene an.