Grüne Krise

Voggenhuber hat Verständnis für Schennach

02.09.2010

Peter Pilz dagegen meint, er "wollte um alles in der Welt Bundesrat bleiben".

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Der ehemalige Grüne EU-Abgeordnete Johannes Voggenhuber hat Verständnis für den Wechsel des Grünen Bundesrats Stefan Schennach zur Wiener SPÖ. Schennach sei eine "Schlüsselfigur der Grünen" gewesen, seine Arbeit, vor allem in der Außenpolitik, sei aber von der Partei "nie wahrgenommen" worden, erklärt Voggenhuber.

Für die Grünen "bitter"
Schennach sei der Schritt "sicher nicht leichtgefallen", ist Voggenhuber überzeugt. Er bezeichnete seinen ehemaligen Parteikollegen als "hochintegre politische Figur" und "Grünen der ersten Stunde" mit "großem Erfolg" in seinem Engagement in der Außenpolitik. Die Partei habe Schennachs Arbeit aber "kaum interessiert", so Voggenhuber. Schennach sei eine Persönlichkeit, die etwas erreichen wolle - dass er mehr Möglichkeiten sehe, seine Anliegen in einer anderen Partei umzusetzen, sei nach 20 Jahren "bitter".

"Wird als Serie wahrgenommen"
Gefragt, ob der Wechsel des Bundesrats zur SPÖ den Grünen schade, meinte Voggenhuber: "Ja, natürlich, das wird ja als Serie wahrgenommen." Zu dieser Serie zählt Voggenhuber auch das Verhindern seiner eigenen Kandidatur bei der EU-Wahl 2009 durch die Partei und die Spaltungen auf Wiener Bezirksebene, wie er auf Nachfrage bestätigte. Weitere Diagnosen wolle er nicht ausstellen, er bedauere jedenfalls Schennachs Wechsel und wünsche ihm alles Gute für seine Anliegen.

"Will unbedingt Bundesrat sein"
Schennach "wollte um alles in der Welt Bundesrat bleiben" und habe gewusst, dass er bei den Grünen nicht gewählt werde - dass ihm das so viel wert sei, seine Gesinnung zu wechseln, sei "bedauerlich", meint dagegen Peter Pilz. Wenn Bundesräte ihre Gesinnung "wie Hemden wechseln", müsse man über die Institution selbst nachdenken, fordert Pilz die Abschaffung der Länderkammer.

"Schadet sich nur selbst"
"Nutzen tut das sicher nicht", räumte Pilz auf die Frage ein, ob Schennachs Wechsel und die Spaltungen in Mariahilf und der Josefstadt der Partei schaden. Wirklich "schaden" würde es aber eher Schennach selbst, glaubt Pilz. Die "Schennach-Geschichte" beschäftige ihn aber nicht wirklich. Es sei nun wichtig, dass die Grünen in der Bundeshauptstadt einen guten Wahlkampf führen, er selbst werde sich seitens der Bundespartei "stärker einmischen" und sich insbesondere die Wiener FPÖ "vornehmen", kündigte der Abgeordnete an.

Kogler sieht "kleine Hirschmänner"
Werner Kogler, Grüner Spitzenkandidat bei der steirischen Landtagswahl und Vize-Chef der Bundespartei, will die Querelen der Wiener Grünen nicht überbewertet wissen: "Da sind ganz kleine Hirschmänner (der steirische ÖVP-Dissident Gerhard Hirschmann kandidierte mit eigener Liste bei der von Waltraud Klasnic verlorenen Landtagwahl 2005) unterwegs, die halt nicht mehr gewählt worden sind". Einen Einfluss auf die steirische Wahl hätten diese Vorgänge nicht.

Das große Zerfransen
Schennach hatte am Mittwoch mitten im Wiener Wahlkampf seinen Wechsel zur SPÖ bekanntgegeben - der letztendliche Auslöser war sein Scheitern bei der Listenerstellung der Döblinger Grünen. Die Ökopartei hat seit Monaten mit internen Querelen zu kämpfen: Im Vorfeld der Wahl gab es bereits in zwei Bezirken Parteispaltungen aufgrund persönlicher Animositäten. In der Josefstadt wurde Bezirksvorsteher Heribert Rahdjian nicht mehr zum Spitzenkandidaten gekürt, worauf er nun mit der eigenen Bezirksliste "Echt grün" den ehemaligen Parteifreunden Konkurrenz macht. Ähnlich in Mariahilf: Dort rebellierte eine Hand voll Grüner gegen die Nominierung von Noch-Gemeinderätin Susanne Jerusalem zur Spitzenkandidatin und tritt nun ebenfalls unter dem Namen "Echt grün" auf Bezirksebene an.

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