''Nicht entweder oder, sondern sowohl als auch Elektro, Wasserstoff und E-Fuels'' – Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat sich einmal mehr gegen "Denkverbote" bei der Wahl der künftigen Antriebsenergie in der Mobilität ausgesprochen.
Bei einem Besuch Dienstagnachmittag im BMW-Werk in Steyr in Oberösterreich, in dem derzeit eine Produktion für E-Motoren errichtet wird, gab er sich technologieoffen. Forschung und Entwicklung soll nicht geprägt sein von "entweder oder, sondern sowohl als auch" bei Elektro, Wasserstoff und E-Fuels.
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BMW investiert in Steyr aktuell 1 Mrd. Euro in die Fertigung und Entwicklung von E-Motoren und deren Komponenten, die 2025 anlaufen soll. Nehammer und der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) besichtigten dort unter anderem die Baustelle für die neue Produktion: Zwei Hallen mit einer Fläche von 80.000 Quadratmetern, in denen 800 Mitarbeiter rund 300 bereits konzipierte Maschinen und Anlagen bedienen werden.
BMW AG-Vorstand Milan Nedeljkovic, Bundeskanzler Karl Nehammer und LH Thomas Stelzer
Noch werden in Steyr Verbrenner gebaut. Weltweit jeder zweite Motor in einem BMW stammt aus Oberösterreich. Aber Produktionsvorstand Milan Nedeljkovic kündigt an, dass Ende 2023 insgesamt 23 Modelle, bis 2030 mehr als die Hälfte der produzierten und verkauften Fahrzeuge elektrisch angetrieben werden sollen. Auf seinem Wunschzettel steht ein deutlicher Anschub für die Ladeinfrastruktur. Sie sollte der zunehmenden Zahl der E-Autos entspreche.
Nehammer: Österreich ist ein "Autoland"
Nehammer wiederholte seine Feststellung, Österreich sei ein "Autoland": 300.000 Menschen seien direkt oder indirekt in dieser Branche tätig. Ihre Zukunft verlange neben Nachhaltigkeit auch Innovation und Technologieoffenheit. Sein Besuch im E-Motorenwerk von BMW sei kein Widerspruch zu Wasserstoff und den damit auch zusammenhängenden E-Fuels. Auch Umweltministerin Eleonore Gewessler (Grüne) sehe deren Einsatz in bestimmten Bereichen wie Schiff, Lkw oder eventuell auch Eisenbahn erforderlich, nicht jedoch im Individualverkehr.
Auto-Patente: Österreich weltweit in Top 5
Der Bundeskanzler verwies auch darauf, dass es in Steyr im Bereich Verbrenner ein Wissen gebe, das nicht vernichtet werden dürfe. Österreich sei weltweit unter den Top 5 bei den Patenten für Automobilität. Es sei notwendig, weiterhin neugierig zu bleiben und in Forschung und Entwicklung zu investieren. Er verwies auch auf einen Autogipfel, zu dem Vertreter der Industrie und Wissenschaft Mittwochnachmittag im Bundeskanzleramt geladen sind.
Stelzer betonte ebenfalls die Herausforderungen für die Mobilität der Zukunft, denen man sich technologieoffen stellen sollte. "Verbote alleine werden uns und auch den Klimaschutz nicht weiterbringen". Deswegen sei man der BMW-Group dankbar, den Standort Steyr zu einem Kompetenzzentrum für den E-Antrieb zu machen.