Darum entschieden sich die Österreicher für Norbert Hofer oder Alexander Van der Bellen.
Die Wahlforscher sind sich in einem eins: Der Sonntag brachte keinen vorläufigen Wahlerfolg für den ehemaligen Grünen-Chef Alexander Van der Bellen, sondern es war eine Wahl gegen den stellvertretenden FPÖ-Bundesobmann Norbert Hofer. Das zeigt auch eine Erhebung der Wahlmotive durch Meinungsforscher Peter Hajek im Auftrag von ATV (800 telefonisch und online Befragte, Schwankungsbreite +/– 3,5 %): 40 % der Van-der-Bellen-Wähler wollten in erster Linie Hofer verhindern (siehe unten).
Hier alle Details zur Wählerstromanalyse:
Hofer wirkte sympathisch, jung und dynamisch
Das wichtigste Wahlmotiv bei den Hofer-Wählern: die Sympathie für den Kandidaten, den viele einfach für „besser“ und „jünger und dynamischer“ hielten.
Männer wählten Hofer, Frauen für Van der Bellen
Das knappe Wahlergebnis überdeckt, dass es eine politische Spaltung der Geschlechter gibt (siehe große Grafik): Alexander Van der Bellen erreichte 54 % bei den Frauen, Norbert Hofer kam ebenfalls auf 54 % – allerdings bei den Männern.
Van der Bellen punktete bei höher Gebildeten
Ebenfalls eindeutig fiel die Wahl aus, wenn man das Bildungsniveau der Wähler betrachtet: VdB erreichte bei den Maturanten und Akademikern 69 %, während Hofer 58 % jener Wähler erreichte, die keine Matura haben.
Norbert Hofer räumte bei den Arbeitern voll ab
Und: Die Bundespräsidentenwahl machte auch klar, dass die FPÖ die neue Arbeiterpartei ist: 71 % der Arbeiter wählten den blauen Norbert Hofer. Ganz knapp endete die Wahl bei den Angestellten, die mit 51:49 % für Van der Bellen votierten, und bei den Beamten, die wiederum mit 51:49 % mehrheitlich Hofer wählten. Bei den Selbstständigen hatte Hofer mit 55:45 % klar die Nase vorne.
Jugendliche votierten mehrheitlich für VdB
Obwohl Van der Bellen mit 72 Jahren einer der ältesten Kandidaten bisher ist, punktete er bei den jungen Wählern: Bei den unter 30-Jährigen gewann er mit 56:44 %, während Hofer bei den 30- bis 50-Jährigen mit 55:45 % gewann.(fuw)
Die Wahlmotive der Österreicher
Parteien: Hofer brachte FPÖ-Wähler an die Urne
Diese Wählerstrom-Analyse von Peter Hajek (Wahltagsbefragung, 800 Befragte, 18. bis 21. Mai) legt ein spannendes Bild offen.
- Van der Bellen. Geht es nach der Parteienpräferenz (Welche Partei würden Sie kommenden Sonntag wählen?) , setzen sich die Wähler von Alexander Van der Bellen bunt zusammen. Zu 38 % sind es SPÖ-Wähler, zu 32 % Grün-Wähler. 15 % kommen aus dem ÖVP-Lager, 10 % sind Neos-Wähler. Nur Blaue stimmten nicht für Van der Bellen.
- Hofer. Bei dem FPÖ-Kandidaten Norbert Hofer zeigt sich ein gänzlich anderes Bild. Fast drei Viertel seiner Stimmen sind FPÖ-Wähler. Nur 11 % beziehungsweise 12 % kommen von der SPÖ und der ÖVP. 2 % stammen aus dem Neos-Lager. Grün-Wähler gab es keine unter den Hofer-Wählern.
Hofer mobilisiert: 72 % der Hofer-Wähler sind aus dem FPÖ-Lager. Nur ein Viertel kam von SPÖ, ÖVP und den Neos.
Kandidaten: Griss-Fans gingen zu Van der Bellen
Wie bei der Frage nach der Parteien-Präferenz sind auch die Wähler des 1. Wahlgangs bei Van der Bellen deutlich aufgesplitterter.
- Van der Bellen. Der grüne Professor konnte von jedem Kandidaten Stimmen zu sich ziehen, außer von Hofer. Gar 25 % seiner Stimmen kommen von Irmgard Griss. Da mag das Bekenntnis der unabhängigen Kandidaten zu Van der Bellen geholfen haben. 18 % waren Hundstorfer-Wähler und 8 % der VdB-Wähler hatten für Khol gestimmt. 44 % der VdB-Wähler in der Stichwahl stammten aus dem eigenen Lager.
- Norbert Hofer. Ganz anders wieder bei Norbert Hofer. Er hat zu 72 % eigene Wähler. Nur 9 % waren Griss-Wähler, 5 % Khol-Wähler und 3 % hatten für Hundstorfer gestimmt.
Griss für Van der Bellen: 25 % der VAn der Bellen-Wähler hatten für Griss gestimmt. 44% waren auch im 1. Wahlgang für VdB.