Der Doch-Nicht-Weihbischof von Linz sieht neue Provokationen, deretwegen er nicht versöhnlich gestimmt ist.
Der vor seiner Weihe wieder zurückgetretene Linzer Weihbischof Gerhard Maria Wagner will den von Diözesanbischof Ludwig Schwarz initiierten Versöhnungsgottesdienst am Sonntag im Linzer Mariendom nicht besuchen. Damit fehlt die zentrale Figur der Querelen, die in den vergangenen Monaten in der Diözese ausgetragen wurden. Wagners Begründung für sein Fernbleiben: Er sei über die Verwendung einer modernen Monstranz bei einer Fronleichnamsprozession in der Landeshauptstadt verärgert.
"Gebet um die Einheit"
"Auf Christus schauen - für eine
gute Zukunft in unserer Diözese" lautet der Titel des für 21. Juni
angesetzten Gottesdienstes, zu dem Schwarz gemeinsam mit den diözesanen
Räten geladen hatte. Nach den Geschehnissen der Wintermonate sei ihm die
Einheit der Diözese ein "Herzensanliegen", so Schwarz. Er reagiere mit dem
"Gebet um die Einheit" auch auf die Turbulenzen um die Ernennung des
umstrittenen Pfarrers von Windischgarsten, Gerhard Maria Wagner, zum
Weihbischof, ließ Schwarz wissen.
Papst zog den Kürzeren
Wagner war Ende Jänner von Papst
Benedikt XVI. zum Weihbischof bestimmt worden. Dem Vernehmen nach soll der
Vatikan bei dieser Personalentscheidung den Dreiervorschlag der Diözese
nicht berücksichtigt haben. Der konservative Geistliche, der unter anderem
den Hurrikan "Katrina" als Strafe Gottes interpretiert hatte, musste aber
von Anfang an mit Gegenwind in der Diözese kämpfen: Eine Austrittswelle war
die Folge, die Dechanten-Konferenz lehnte seine Weihe mehrheitlich ab.
Schließlich verzichtet Wagner von sich aus auf das Amt, das Gesuch wurde vom
Vatikan akzeptiert.
"Entspricht nicht dem Kulturkreis"
Nun will Wagner an
dem Versöhnungsgottesdienst, der einen Schlussstrich unter die Querelen
ziehen sollte, nicht teilnehmen: Einerseits sei von Versöhnung die Rede,
anderseits "rückt man nicht von Dingen ab, die nicht gut sind", so der
Geistliche. Stein des Anstoßes sei für ihn eine Fronleichnamsprozession in
Linz, die er als "Provokation" empfunden habe. Fünf Pfarren hatten ein
geweihtes Fladenbrot in einer "modernen Monstranz" verwendet. Auch Bischof
Schwarz hatte diese Sonderform kritisiert, weil sie nicht mit ihm
abgesprochen worden sei und nicht "der Tradition unseres Kulturkreises"
entspreche.