Umstrittener Pfarrer

Wagner predigt wieder

23.02.2009

Verwirrspiel um den Gottesdienst: Zuerst sollte die Sonntagsmesse platzen, dann predigte Gerhard Maria Wagner doch. Macht er nun Karriere in Rom?

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© mediabox.at/Schwarzl
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Sonntag, 8.30 Uhr: Dicke Schneeflocken decken die Windischgarstner Kirche zur frühen, aber nicht unchristlichen Stunde weiß ein. Die Gläubigen der 2.400-Seelen-Gemeinde konnte nichts davon abhalten, in Scharen zur Morgenmesse zu pilgern, um den Worten ihres Pfarrers Gerhard Maria Wagner zu lauschen. Sie stehen hinter ihm und seinen Aussagen, dass Harry Potter satanistisch sei und Homosexualität geheilt werden könne.

Karriere
Nachdem er das Amt des Linzer Weihbischofs ausgeschlagen hat – wenngleich mehr wegen der offenen Ablehnung von Bischof Ludwig Schwarz – dürfte er seiner Gemeinde erhalten bleiben. „Es sei denn, er geht nach Rom“, sagt Kirchengeher Stefan Hinterreiter (74). Das Gerücht hält sich im Ort hartnäckig. Das Kirchenvolk empfängt Wagner mit „Gegrüßet seist Du, Maria“. Dann geht der Konservative durch die Reihen und weiht seine Schäfchen mit Weihwasser. Wagners Erscheinen kam überraschend. Am Samstag hieß es noch, dass er keinen Gottesdienst halten würde. „Ich könnte einen Rückzug gut verstehen, weil er sicher verletzt und enttäuscht ist“, sagt Katholikin Christine R. (34).

Kanzel
In Windischgarsten ticken die Uhren wie in alten Kirchenzeiten – gepredigt wird von der Kanzel herab. „Die Welt will heute von der Sünde nichts wissen, weil sie nicht wahrhaben will, dass die Sünde große Not auslöst“, erinnert Wagner seine Anhänger an Schuld und Sühne. Mit dieser Haltung hat er einen erbitterten Streit zwischen dem liberalen und dem konservativen Flügel ausgelöst. 2.400 Österreicher kehrten Rom den Rücken, 700.000 dachten darüber nach. Die Kirchenaustritte gehen auch nach Wagners Verzicht auf das Amt ungebrochen weiter. Alleine in Linz schieden zuletzt täglich rund 30 Personen aus.

Wortgewalt
„Worte können aufrichten, Worte können zerstören“, appelliert Wagner in seiner Predigt an einen sorgsamen Sprachgebrauch. Die Vorfälle rund um die Rebellion gegen ihn vermeidet er zu kommentieren. Nur ein einziges Mal spielt er darauf an: „Die Windischgarstner müssen nicht zur Beichte gehen, wie zu lesen war. Die Beichte ist eine Einladung.“ Die Pfarrgemeinde in der Pyhrn-Priel-Region ist wehmütig, dass aus dem Karrieresprung nach Linz nichts geworden ist. „Er wäre so ein guter Bischof geworden“, sagt Anna Weisz (78). Ein böses Wort lassen die Windischgarstner nicht über ihr Kirchenoberhaupt kommen.

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