Wahl 2017

Sebastian Kurz, ein österreichischer Macron?

16.10.2017

Parallelen im Werdegang und im politischen Stil, Unterschiede in der konkreten Politik.

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© APA/AFP/POOL/LUDOVIC MARIN
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Internationale Medien ziehen regelmäßig Parallelen zwischen dem französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron und ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Meist beziehen sie sich dabei auf das junge Alter der beiden - Macron ist 39, Kurz 31. Auch der rasche Aufstieg und die Dynamik der Wahlbewegungen werden gerne angeführt. Aber auch abseits davon gibt es Parallelen zwischen den beiden Politikern.

Macron setzte sich ebenso wie Kurz an die Spitze einer Bewegung, die sich bewusst von unbeliebten Regierungen und Parteien abgrenzte. In einem Klima des Vertrauensverlustes in die Politik konnten sie glaubhaft vermitteln, für Erneuerung zu stehen. Zentraler Unterschied zwischen Kurz und Macron ist hierbei, dass letzterer tatsächlich eine eigene Bewegung gründete.

Kurz - in der ÖVP politisch groß geworden - hingegen begnügte sich mit geänderten Statuten, einem neuen Parteinamen und einer neuen Parteifarbe. Er führte die von Schwarz auf Türkis umgefärbte ÖVP als "Liste Sebastian Kurz - Die Neue Volkspartei" zu einem klaren Wahlsieg.

Beide Politiker entstammen jenem "System", das sie vehement kritisieren. Kurz kommt aus der ÖVP-Parteijugend und bekleidet seit 2011 Regierungsämter. Macron ist Absolvent der Straßburger Kaderschmiede ENA und war Wirtschaftsminister in der sozialistischen Regierung von François Hollande.

Macher Image

Parallelen lassen sich auch beim politischen Stil erkennen. Macron pflegt ebenso wie Kurz ein Macher-Image. Entschiedenes und offensives Auftreten soll den Anschein von großem Handlungsspielraum vermitteln. Damit wird der in der Bevölkerung offensichtlich große Wunsch nach Führungsstärke bedient. Indem man parteilose Experten und Personen aus anderen politischen Lagern mit ins Boot holt, signalisiert man: 'Wir sind Vertreter einer pragmatischen Politik, die vor den alten Parteigrenzen nicht haltmacht.'

Beim Vergleich der politischen Positionen der beiden Politiker sind die Ähnlichkeiten aber spärlicher gesät. In wirtschaftlichen Fragen könnten sich die beiden noch treffen - Macron ist ebenso wie Kurz Verfechter einer wirtschaftsliberalen Politik. Im gesellschaftspolitischen Bereich ist Macron aber deutlich liberaler als Kurz. Während etwa der französische Präsident die Gleichstellung homosexueller Paare aktiv vorantreibt, fühlt sich Kurz eher einem traditionellen Rollenverständnis verpflichtet.

In Bezug auf das Flüchtlingsthema und in EU-Fragen positioniert sich Kurz deutlich rechts von Macron. Le-Monde-Korrespondent Blaise Gauqulin meinte deshalb vor Kurzem gegenüber der Tiroler Tageszeitung: "Macron hat sich in seinem Wahlkampf klar gegen den rechtsextremen Front National positioniert. ÖVP-Obmann Sebastian Kurz, der immer von Bewegung spricht, nähert sich in der Europa-und Flüchtlingspolitik immer mehr der FPÖ an. Mich erinnert Kurz deshalb mehr an Nicolas Sarkozy im Wahlkampf des Jahres 2007."
 

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