oe24.TV-Interview

Strache zu Kurz-Treffen: "Kamen uns menschlich näher"

19.10.2017

INTERVIEW: Der FPÖ-Chef spricht erstmals nach der Wahl im TV

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oe24.tv: Waren Sie überrascht, dass Kurz so klar gewonnen hat?

Heinz-Christian Strache: Ich bin erfreut über unseren Erfolg, denn wir haben über 1,3 Millionen Wähler gewinnen können. Das ist von der Stimmenanzahl her das historisch beste Ergebnis, das die FPÖ je feiern konnte. Es gibt einen großen Sieger, das ist die ÖVP, aber auch einen zweiten großen Sieger, das sind wir.

oe24.tv: Sie haben am Wahlabend den Gag angebracht, dass 60 Prozent Ihr Programm gewählt haben – aber 30 eben einen anderen Kandidaten.

Strache: Dass fast 60 Prozent das FPÖ-Programm gewählt haben, ist augenscheinlich, denn die ÖVP hat unsere Inhalte übernommen. Das freut uns auch, weil es zeigt, dass wir aus der Opposition heraus die Themenführerschaft übernommen haben und so erfolgreich waren, dass unsere Inhalte vom Mitbewerber als richtig erkannt wurden.

oe24.tv: Hat Sebastian Kurz das Zeug zum Kanzler?

Strache: Er hat mit 31 Jahren einen Wahlkampf geführt, der erfolgreich gewesen ist. Das muss man respektieren.

oe24.tv: Wäre auch Kern als Kanzler denkbar für Sie?

Strache: Ich denke, das ist nicht der demokratiepolitische Auftrag, der aus dieser Wahl herauszulesen ist. Da hat es einen klaren Wunsch nach Veränderung gegeben.

oe24.tv: Sie haben im Wahlkampf öfters gemeint, Christian Kern wäre am 16. Oktober Geschichte. Ist er das jetzt?

Strache: Vor der Wahl hat es geheißen, sie gehen in Opposition, wenn sie nicht mehr Erster werden. Das dürfte jetzt wohl nicht mehr der Fall sein. Das hat die SPÖ jetzt für sich zu klären –, auch, ob Kern Parteichef bleibt.

oe24.tv: Als Kanzler ist Kern also abgewählt?

Strache: Meiner Meinung nach Ja!

oe24.tv: Und warum?

Strache: Ich denke, dass viele mit der Art und Weise seiner Politik – die war auf Marketing aufgebaut – nichts anfangen konnten. Da war der Lack schnell ab, und dann hat es auch Managementfehler gegeben. Das Zutrauen zu seiner Person ist nicht mehr gegeben.

oe24.tv: Haben nach der Wahl schon Gespräche stattgefunden?

Strache: Ich hatte nach der Wahl ein Gespräch mit ÖVP-Chef Kurz und SPÖ-Chef Kern.

oe24.tv: Mit Kurz haben Sie ja am Mittwoch bei einem Abendessen in Ihrem Haus ganze drei Stunden lang gesprochen …

Strache: Ja, wir haben uns privat getroffen, es war ein atmosphärisches Gespräch.

oe24.tv: Bei drei Stunden muss das ein sehr konstruktives Gespräch gewesen sein.

Strache: Ja, es war das erste Gespräch überhaupt, das wir beide unter vier Augen geführt haben. Insofern war das eine Gelegenheit, einander besser kennenzulernen. Wir sind einander menschlich nähergekommen.

oe24.tv: Und das hat Resultate gebracht?

Strache: Es war ein sehr offenes, sympathisches, freundliches Gespräch. Wenn man so will, ein Abklopfen, wohin seine und meine Vorstellungen gehen und und wie wir beide die Situation so einschätzen.

oe24.tv: Wenn nichts schiefgeht, sitzen Sie bis Weihnachten in der Regierung?

Strache: Wenn die ÖVP, bei der jetzt der Ball liegt, uns zu Verhandlungen einlädt, werden wir das gerne aufgreifen. Eines ist aber klar, dort wollen wir uns selbstverständlich inhaltlich sehr deutlich wiederfinden.

oe24.tv: Werden Sie auch parallel Rot-Blau verhandeln?

Strache: Nein, denn das wäre ein äußerst unehrlicher Akt. Wenn man Verhandlungen mit der stärksten Partei beginnt, hat man das fair und korrekt zu handhaben.

oe24.tv: Sie haben bereits mehrmals gesagt, es soll eine Regierung neuen Stils werden, in der nicht gestritten wird. Das ist jetzt ein lieber Wunsch ans Christkind, aber wie wollen Sie das konkret machen?

Strache: Indem man im Zuge der Verhandlungen, wenn man sich inhaltlich einigt, sich auch auf menschlicher Ebene trifft. Wenn man weiß, sind das Personen mit Handschlagqualität und ist da wirklich der Wille zu dieser notwendigen Veränderung des Stils. Denn wer nicht verstanden hat, dass sich da etwas ändern muss, wird sich die nächste Wählerwatschen abholen.

oe24.tv: Es soll also konstruktiver ablaufen. Mit gemeinsamem Regierungssprecher oder weniger Ministerien?

Strache: Natürlich braucht es die Optimierung der Strukturen, und ich glaube, dass da eine Reduktion durchaus vernünftig wäre.

oe24.tv: Um wie viele?

Strache: Jetzt gibt es 12. Zu versuchen, das mindestens auf 10 zu reduzieren, wäre vernünftig.

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