Eklat bei TV-Konfrontation - FP-Chef Strache: Grüne agieren "hasszerfressen".
Nachdem oe24.TV letzte Woche fulminant in die TV-Duelle vor der Wahl gestartet war, kam am Montag Puls 4 an die Reihe. Und zwar mit einer doppelten Portion Heinz-Christian Strache: Zuerst traf der FPÖ-Chef auf Neos-Obmann Matthias Strolz – für den es das erste TV-Duell überhaupt in einem Wahlkampf war. Gleich im Anschluss dann auf die Grüne Ulrike Lunacek.
Strache schenkt einen Bonsai-Baum
In den Puls-4-Konfrontationen, so eine Spielregel des Senders, müssen die Spitzenkandidaten zu Beginn dem jeweiligen Gegenüber ein Geschenk überreichen. Strolz, ungewohnt in Anzug und mit Krawatte, überreichte Strache einen Europa-Wimpel. Man kann österreichischer Patriot sein und Europa im Herzen tragen, so Strolz' Botschaft. Strache schenkte Strolz einen Bonsai-Baum - weil Strolz naturverbunden ist, so Strache. "Den bitte nicht zu fest umarmen."
Danach lieferten sich die Oppositionspolitiker einen ersten Schlagabtausch. Strolz sprach von "zwei grundverschiedenen Konzepten für die Ausrichtung Österreichs". Die FPÖ stehe für Abschottung, nationale Verengung und ein autoritäres Staatsverständnis, die NEOS stellten dem ein offenes Österreich der Chancen und Hoffnungen gegenüber. Hinter den NEOS stünden Millionäre und Oligarchen wie der Bauunternehmer Hans Peter Haselsteiner, konterte Strache. Strolz zückte postwendend ein Taferl-Bild, das Strache bei einem Treffen mit russischen Oligarchen zeigt. "Wenn Sie so anfangen, muss ich ein Stopp-Schild aufstellen."
Hitzige Diskussion
Konträr, entlang bekannter Positionen, lief die Debatte zum Thema Flüchtlinge, Migration und Integration. Strache sei "Brandmelder" und "Pyromane" zugleich, kritisierte Strolz. Der FPÖ-Chef forderte einmal mehr den Stopp der "Wirtschaftszuwanderung". Weit auseinander lagen Strolz und Strache auch in der Europapolitik.
Schnittstellen fanden sich indes bei Wirtschaftsthemen wie Steuersenkungen, dem Schutz des Bargelds, dem Nein zur Erbschaftssteuer oder der Abschaffung der Zwangsmitgliedschaft bei Arbeiter- und Wirtschaftskammer. "Viele überlappende Zielsetzungen" ortete Strolz hier. "Wir meinen es ehrlich", ergänzte Strache in Richtung der abwesenden Regierungsparteien.
Der FPÖ-Chef nutzte seine Statements immer wieder für Kritik an den abwesenden Mitbewerbern von SPÖ und ÖVP. "Die Menschen wollen keine Fortsetzung von Rot-Schwarz oder Schwarz-Rot." Deshalb brauche es starke Freiheitliche, meinte Strache.
Nach 45 Minuten war es dann auch schon wieder vorbei. Schlusspunkt jedes Puls-4-Duells: der aktuelle Buchtipp. Strache empfahl Strolz "Völkerwanderung" des ehemaligen tschechischen Präsidenten Vaclav Klaus, Strolz pries gleich sein eigenes Buch "Mein neues Österreich" an.
Lunacek und Strache im Schlagabtausch
Nach dem TV-Duell ist vor dem TV-Duell: FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache musste Montagabend nach seiner Konfrontation mit NEOS-Chef Matthias Strolz auf "Puls 4" gleich noch mal ran und traf auf Grünen-Spitzenkandidatin Ulrike Lunacek. Hitzig wurde es vor allem gegen Ende der Debatte beim Thema Antisemitismus.
Als Strache anmerkte, dass es unter muslimischen Zuwanderern ein Antisemitismus-Problem gebe, konterte Lunacek mit ebensolchen Vorwürfen gegen Vertreter der FPÖ wie den Abgeordneten Johannes Hübner. "Tun's in Ihren eigenen Reihen kehren", empfahl die Grüne dem Blauen. Was folgte, war ein veritabler Schlagabtausch: Strache bezeichnete die Vorhaltungen als "schäbig" und befand, die Grünen agierten "hasszerfressen". Weil der FPÖ-Chef dann nicht bereit war, diese Aussagen zurückzunehmen, kündigte eine empörte Lunacek sogar an, rechtliche Schritte zu überlegen.
Zuvor war die Debatte eigentlich recht zivilisiert abgelaufen. Als Geschenk zu Beginn übergab Strache der Grünen-Spitzenkandidatin "in Erinnerung an bessere grüne Zeiten" ein eingerahmtes Foto der zurückgetretenen Parteichefin Eva Glawischnig. "Besser wird's nicht", glaubt er. "Also ich freu' mich, dass Sie Eva Glawischnig so schätzen", meinte Lunacek, "ich schätze sie sehr". Die Grüne hatte in Anspielung an Straches Zweifel in Sachen Klimawandel drei Kinokarten für die Al-Gore-Doku "Immer noch eine unbequeme Wahrheit - Unsere Zeit läuft" dabei.
Klimawandel
Klima und Verkehr war dann auch der erste Themenblock, zu dem sich Grün und Blau matchen durften. "Der Klimawandel ist eine Selbstverständlichkeit und den gibt's, seit dieser Planet besteht", meinte Strache. Man könne streiten, wie groß der Anteil des Menschen daran sei. Die Themen Umweltschutz und Energiewende findet aber auch der FPÖ-Chef wichtig, wie er versicherte. Lunacek kaufte das dem Freiheitlichen, den sie wenig schmeichelhaft als "Austro-Trump" bezeichnete, freilich nicht ganz ab und verwies etwa darauf, dass die Ökostromnovelle im Nationalrat die Grünen durchgebracht hätten. In Sachen Dieselskandal waren sich die beiden Kontrahenten zumindest einig, dass die Automobilkonzerne als Verursacher und nicht die Autobesitzer für den Schaden blechen sollen.
Bekannte Positionen tauschten Strache und Lunacek beim Thema Sozialleistungen und Steuern aus. Zwar redeten die Spitzenkandidaten hier zeitweise parallel, die Positionen waren aber entgegengesetzt: So bewarb Lunacek eine Erbschaftssteuer, während Strache eine solche "unfair" fände.
Bei der "Ehe für alle" kamen Strache und Lunacek auch nicht zusammen. Der Freiheitliche propagierte die "traditionelle Familie", Kinder entstünden eben in einer Ehe zwischen Mann und Frau. "Familie ist heutzutage ein sehr breiter Begriff", meinte dagegen die offen homosexuelle Grüne. Sie verstehe nicht, warum sich die Leute vor der "Ehe für alle" fürchten.
Die besten Sager:
- Strolz über Strache: „Ich habe oft das Gefühl, Sie sind wie ein Brandmelder, und dann kommen Sie mir vor wie ein Pyromane. Als hätten Sie ein bissl Freude am Brand.“
- Strache: „Sie sollten für andere Ideen offen sein, weil Ihre nicht umsetzbar sind.“
- Lunacek über Dieselautos: „Wir sind Schlusslicht in EU, was CO2-Emissionen betrifft.“