Grüne
Werner Kogler - Das letzte Grüne Urgestein sperrt die Türe zu
17.10.2017Aufdecker und Vielredner übernimmt die Bundespartei
Er war Gründungsmitglied der Grünen in der Steiermark, nun übernimmt er die Sperrstunde der Bundespartei: Werner Kogler (55) ist nach dem Rückzug von Bundessprecherin Ingrid Felipe für das zuständig, was nach dem Wahldesaster am Sonntag von der einst stolzen Ökopartei noch übrig ist. Der studierte Volkswirt galt als einer der gewichtigsten Aufdecker der Grünen, zuletzt in der Causa Hypo.
Lange Jahre war Kogler der Stellvertreter vom Dienst, sei es an der Parteispitze oder im Parlamentsklub. Dort galt er als gewitzter und wortgewandter Mandatar mit großer Geschäftsordnungskenntnis. Legendär war seine 12 Stunden und 42 Minuten dauernde Filibusterrede gegen den Budgetvoranschlag der Regierung im Jahr 2010, die er mit den Worten "Das ist eigentlich schon alles, was ich sagen wollte" beendete.
Seine beste Zeit erlebte Kogler rund um die Nationalratswahl 2013, als die Grünen mit ihrem Anti-Korruptionskurs noch punkten konnten. Mit dem "Hypo-Krimi" tingelte er durch Österreich, und im Ausschuss zu dieser Causa war er Fraktionsführer der Grünen. Dort kritisierte er die Finanzminister der ÖVP hart und beschwerte sich über "verschissene" Redezeit durch die Mitglieder anderer Fraktionen.
Zuletzt widmete er seine berühmten Schachtelsatz-Tiraden dem Kampf gegen die transatlantischen Freihandelsabkommen CETA und TTIP. In der öffentlichen Wahrnehmung als Aufdecker stellte ihn oft Peter Pilz in den Schatten, der mit seiner eigenen Liste nun einen wesentlichen Beitrag zur Implosion der Grünen leistete. In der Steiermark, wo er bis 2014 Landessprecher war, setzte er sich vehement gegen das Mur-Kraftwerk in Graz ein.
Kogler galt immer als pragmatischer Realo, guter Verhandler und leutseliger Vielredner. Stammgast ist er im bei Journalisten und Fußballfans beliebten Wiener Cafe Anzengruber, wo er bisweilen bei einem Fluchtachterl gesichtet wird.
Zur Person
Der am 20. November 1961 in Hartberg geborene Kogler studierte Volkswirtschaft und Rechtswissenschaften und war in den 1980er Jahren Gründungsmitglied der Alternativen Liste Steiermark und Österreich. Von 1985 bis 1988 war der Gemeinderat in Graz. Seit 1999 saß er im Nationalrat, unter anderem als Leiter des Rechnungshofausschusses, Budget- und Finanzsprecher seiner Partei und Stellvertreter von Eva Glawischnig.