Nach außen hin ist die FPÖ um Einigkeit bemüht, aber kommt es bei diesem FPÖ-Parteitag zum Eklat?
Die FPÖ begeht am Samstag ihren Bundesparteitag. Der designierte Parteichef Norbert Hofer stellt sich in Graz den Delegierten zur offiziellen Wahl. Außerdem stimmt das Gremium über eine Macht-Erweiterung des Parteiobmannes ab: Künftig soll dieser bei Parteiausschlüssen mit einem Durchgriffsrecht ausgestattet werden. Im Leitantrag wird das Ziel definiert, die Arbeit von Türkis-Blau fortzusetzen
Parteitag ohne Strache
Wird Hofer heute zum Parteichef gewählt, wird er mächtiger als HC Strache sein, dem ja diskret geraten wurde, nicht am Parteitag anwesend zu sein. Die 870 Delegierten werden Hofer heute ein völliges Durchgriffsrecht geben.
Am Abend vor seiner Wahl zum FPÖ-Chef hat Norbert Hofer in einem emotionalen, langen Facebook-Posting seinem Vorgänger Strache gedankt. „Lieber Heinz-Christian!“, schreibt er: „Ich darf Dir im Namen der freiheitlichen Familie meinen, unseren Dank aussprechen. Wir wissen, was Du für die FPÖ, für Österreich, das ganze Land und seine Menschen geleistet hast.“ Eine FPÖ ohne Strache sei „bis vor wenigen Monaten denkunmöglich“ gewesen – „nun stehe ich kurz davor, die Partei zu übernehmen. Ich tue dies mit großem Respekt und Demut“, so Hofer – und schließt mit „Dein Norbert“. All das kann als Signal in Richtung Strache-Wähler gedeutet werden, doch innerhalb von Insidern hält sich ein Gerücht hartnäckig: Einige meinen es könne zum Eklat kommen. Denn immer wieder werden Stimmen laut, die andeuten, dass es am Parteitag einen Antrag auf den Parteiausschluss Straches geben könnte.
Strache durchkreuzte blaue Pläne
Der Ex-Parteichef sorgte ja nach seinem Rücktritt im Zuge des Ibiza-Videos immer wieder für Schlagzeilen, die auch der FPÖ nicht passten. Nicht zuletzt wegen unkontrollierter Aussagen und Postings wurde ihm auch die Kontrolle über die mit 800.000 Fans starke Facebook-Seite entnommen und zurück in Parteihände gegeben. Strache verwalte diese jetzt nicht mehr allein, sondern fungiert als "Redakteur", wie es offiziell heißt.
Kommt es also heute in Graz zum Showdown? Bisher wurde ein Parteiausschluss Straches nicht in Erwägung gezogen. Selbst nach der Polit-Bombe in Form des Ibiza-Videos und seinem Rücktritt von all seinen Funktionen, betonte man, dass man an Strache als Parteimitglied festhalte.
Der Ex-Vizekanzler selbst ging sogar noch einen Schritt weiter und sprach nur wenige Wochen nach dem Rücktritt bereits von seinem Polit-Comeback. Sein Ziel: Als FP-Spitzenkandidat bei der Wien-Wahl 2020 anzutreten. Sein designierter Nachfolger Norbert Hofer bremste Strache aber prompt. Der neue Parteichef machte deutlich, dass eine Kandidatur erst dann möglich wäre, wenn alle Ermittlungen und mögliche Verfahren abgeschlossen sind.
Bruch unwahrscheinlich: FPÖ um Einigkeit bemüht
Dass es an diesem Samstag allerdings tatsächlich zum FPÖ-Bruch mit Strache kommt, ist dennoch unwahrscheinlich. Und auch FP-Generalsekretär Harald Vilimsky betont gegenüber ÖSTERREICH: "Es wird sicher keinen Parteiausschluss Heinz-Christian Straches geben." Die FPÖ, allen voran Norbert Hofer, wird heute bewusst ihre Einigkeit beschwören und Kritiker versuchen in die Schranken zu weisen.
Scharfe Reden
An dieser Spitze steht auch heute wieder Klubchef Herbert Kickl. Er wird wie gewohnt den Angreifer geben – und auch Hofer soll dem Vernehmen nach schärfer auftreten als zuletzt. Schließlich gilt es, ein Ergebnis über 90 % einzufahren. Strache hatte 2017 fast 99 % erreicht.
Hofer wieder genesen
Zwei Tage in den heimatlichen vier Wänden haben offenbar ein kleines Wunder bewirkt. Hofer ist laut FPÖ-Angaben fit genug, um heute am großen FPÖ-Parteitag in Graz zum Nachfolger von Heinz-Christian Strache gewählt zu werden. Das war zuletzt durchaus fraglich gewesen: Am Mittwochabend musste sich der FPÖ-Politiker bei den ORF-Duellen in ärztliche Behandlung begeben – 39,4 Grad Fieber habe sein Chef gehabt, twitterte Hofers Sprecher Volker Höferl. Grund: ein grippaler Infekt, der sich gewaschen hat.
Die Ärztin soll Hofer sogar zur Absage der Konfrontationen geraten haben. Doch einige verabreichte Medikamente später ging Hofer gegen Pilz (sitzend) in den Clinch, beim – zugegeben eher sanften – Duell mit ÖVP-Chef Sebastian Kurz stand er sogar wieder.
Alle Termine abgesagt
Trotzdem wurden bis Samstag alle Termine des Wahlkämpfers abgesagt. Sogar bei der großen Plakat-Präsentation am Freitag in Graz fehlte er. Stattdessen war Bettruhe daheim unter Aufsicht seiner Ehefrau Verena angesagt.
„Pressestunde“ mit Insiderin
Die Ruhe-Therapie soll so gut funktioniert haben, dass er Freitag bereits wieder fieberfrei gewesen sei, hieß es aus der FPÖ. Mit Hofer ist am Sonntag auch eine ORF-Pressestunde geplant – er wird von ÖSTERREICH-Politik-Insiderin Isabelle Daniel befragt.