Wahl-Duell auf oe24.TV

Hofer: „Hatte in vier Monaten 12.600 Euro an Spesen“

26.09.2019

Kurz gegen Hofer – freundlich im Ton, doch Kickl dürfte eine neue Ehe verhindern.

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Es war im Ton kuschelig – „Lieber Sebastian“ und „Lieber Norbert“ war dauernd zu hören. Und doch: ÖVP-Chef Sebastian Kurz ließ sein FPÖ-Gegenüber Norbert Hofer im letzten Duell vor der Nationalratswahl auf oe24.TV am Mittwochabend ordentlich anrennen.

ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner trat – wie im FPÖ-Wahlkampfvideo humoristisch vorexerziert – als Paartherapeut auf. Er musste dann aber am Ende der Diskussion zugeben: „Diese Paartherapie ist gescheitert.“

Lob und Tadel

Kurz lobte Hofer zwar nach Strich und Faden – gab dem FPÖ-Chef aber gleich eine kalte Dusche mit: „Die FPÖ ist leider mehr als Norbert Hofer. Herbert Kickl hat einen anderen Zugang.“ Auch die dauernden Einzelfälle in der Partei – Stichwort Nähe zu den Identitären – scheinen Kurz immer mehr zu stören: „Der Selbstreinigungsprozess hat in der FPÖ immer noch nicht begonnen.“ Eine offene Absage an eine FPÖ-Koalition war Kurz dann aber doch nicht zu entlocken …

Kurz an Hofer: "Ich würde mir wünschen, die FPÖ wäre anders"

oe24.TV: Ich bin jetzt der Paartherapeut. Herr Kurz, war diese Neuwahl notwendig?

Sebastian Kurz: Sie ist notwendig. Die Richtung hat gestimmt. Doch das Ibiza-Video hat die Zusammenarbeit erschüttert, Herbert Kickl war nicht bereit, einem unabhängigen Innenminister Platz zu machen. Er hat bewiesen, dass er keine Sensibilität aufbringt.

oe24.TV: Herr Hofer, hätten Sie nicht doch einen unabhängigen Minister akzeptieren sollen?

Norbert Hofer: Sebastian, es ist nicht Aufgabe von Herbert Kickl, sensibel zu sein. Es war eine erfolgreiche Koalition. Wir wollen deshalb unseren Weg mit der ÖVP fortsetzen.

oe24.TV: Norbert Hofer wäre doch Ihr liebster Vizekanzler gewesen, ein Jackpot, Herr Kurz.

Kurz: Aber die FPÖ ist leider mehr als Norbert Hofer. Herbert Kickl hat einen völlig anderen Zugang. Es geht um die Frage des Machtmissbrauchs und des Liebäugelns mit Korruption. Er war engster Vertrauter Straches und er hat gleich mit Thomas Drozda meine Abwahl organisiert.

oe24.TV: Herr Hofer, Sie wollten aufräumen in der FPÖ. Wussten Sie vom Strache-Spesenkonto?

Hofer: Nein, aber Strache hat 20 Stunden am Tag für die Partei gearbeitet. Jetzt schauen wir, was von den Rechnungen gerechtfertigt ist.

oe24.TV: Wie hoch sind Ihre persönlichen Spesen?

Hofer: Ich rechne alles einzeln ab – ich hatte in vier Monaten 12.600 Euro, da ist alles dabei.

oe24.TV: Herr Hofer, wie ist das mit diesen Einzelfällen der FPÖ?

Hofer: Ich habe den Herrn Huber ausgeschlossen, aber …

Kurz: … Norbert, ich bin der ­Letzte, der anderen Vorwürfe macht. Wenn es aber einen Klubobmann gibt, der Hitler zum Geburtstag gratuliert – das ist unglaublich. Wenn ein FPÖler sagt, dass Gefängnisinsassen die Zellen mit Zahnbürsten putzen sollen, oder Ursula Stenzel bei den Identitären – das ist doch alles einfach grauslich.

Hofer: Es gibt doch auch Fälle, in ­denen jemand unschuldig in Verruf kommt …

oe24.TV: Ich habe das Gefühl, dass Herr Kurz sensibler geworden ist bei diesen Dingen.

Kurz: Ich war manchmal enttäuscht, dass es keine Reaktion gegeben hat. Es hat immer wieder Verfehlungen gegeben, welche die gute Arbeit der Regierung belastet haben. Und Strache hat meistens versucht, das wegzuwischen. Der Reinigungsprozess in der FPÖ hat einfach noch nicht begonnen.

oe24.TV: Herr Kurz, Sie wollen doch auch das Regierungsprogramm fortschreiben wie die FPÖ.

Kurz: Wer mich wählt, bekommt eine konsequente 
Linie in der Migration.

Hofer: Da widerspreche ich. Eine klare Linie bei der Migration gibt es erst, wenn er eine Koalition mit der FPÖ macht, es ist nicht automatisch so. Bei einer Koalition mit den Grünen ist das anders.

oe24.TV: Es gibt ja inhaltlich kaum Unterschiede zur FPÖ.

Kurz: Das kommt darauf an. Wir wollen die Identitären verbieten – das will die FPÖ nicht.

oe24.TV: Herr Hofer, Sie wollen im Werbespot verhindern, dass Kurz nach links kippt.

Hofer: Ja, wir sind das Kryptonit gegen die Linksparteien.

Kurz: Ich lasse mich nicht verrücken, jeder, der mich wählt, weiß, was er bekommt. Wenn ich aber höre, dass Herbert Kickl über mich sagt, rechter Haken und so – das ist nicht die Form eines ehrlichen Angebots.

oe24.TV: Sie flirten nicht zurück.

Kurz: Ich muss bei den Videos schmunzeln und ich schätze dich, Norbert, sehr. Aber ich wünschte mir, dass die FPÖ eine andere Partei wäre.

oe24.TV: Das klingt jetzt schon nach einer Absage.

Kurz: Wir reden nach der Wahl mit allen Parteien, das haben wir immer gesagt.

oe24.TV: Ich muss sagen: Diese Paartherapie ist gescheitert.

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