Die Enthüllungen des Cyber-Angriffes auf die ÖVP-Zentrale bringen auch die Wiener Wochenzeitung "Der Falter" in massive Schwierigkeiten.
Die ÖVP sieht sich im Wahlkampf zur Nationalratswahl am 29. September als Opfer eines Cyber-Angriffs. Nach den jüngsten Veröffentlichungen interner Dokumente über die Parteispenden und Finanzen der ÖVP haben Experten der Cyber-Security-Firmen SEC Consult und CyberTrap in den vergangenen Tagen die IT der Volkspartei überprüft.
ÖVP-Chef Sebastian Kurz, ÖVP-Generalsekretär Karl Nehammer und der Cyber-Security-Experte Avi Kravitz informierten Donnerstagfrüh in einem kurzfristig angesetzten Hintergrundgespräch über das Ergebnis der Untersuchungen. Fazit: Es gab einen groß angelegten Hackerangriff und Datenfälschung bei der ÖVP, es war ein externer Angriff, kein Insider oder Maulwurf.
Bericht des "Falter"
"Es gab einen sehr gezielten Hackerangriff auf die Server der Volkspartei mit dem Ziel, Daten zu entwenden, zu platzieren, zu manipulieren und zu verfälschen. Das ist nicht nur ein Angriff auf die Volkspartei, sondern auch ein Angriff auf das demokratische System", erklärte Kurz. Die ÖVP hat inzwischen den Verfassungsschutz informiert.
Die Enthüllungen bringen auch die Wiener Wochenzeitung "Der Falter" in Bedrängnis: Das Wiener Magazin erschien gestern samt Titel-Story über eine "doppelte Buchführung" bei den Wahlkampfkosten der ÖVP - mit Details, die von den Parteimanagern deutlich dementiert wurden. Die ÖVP ließ bereits anklingen, dass sie rechtliche Schritte gegen den "Falter" prüfen und gegebenenfalls einleiten wird. Für den "Falter" wird es nun nicht einfach sein, aufgrund des bereits seit zwei Monaten laufenden Hacker- und Datenfälschungs-Aktion die Echtheit der Dokumente beweisen zu können . . .
"Falter" in der Defensive
Wie ÖSTERREICH erfuhr, kam es bereits zu einem ersten Gespräch zwischen Falter-Chefredakteur Florian Klenk und der ÖVP-Parteispitze über die tatsächliche Echtheit der im Falter präsentierten Buchhaltungs-Dokumente.
Dabei musste sich der Falter erneut den Vorwurf gefallen lassen, dass diese Papiere nicht vorweg der ÖVP für eine Verifizierung gezeigt worden sind. "Faktum ist, dass auch dieser Themen-Bereich unter den gestohlenen Daten ist. Niemand weiß, ob und wie die Inhalte darin verfälscht worden sind", hörte ÖSTERREICH aus der ÖVP-Parteizentrale.
"Falter"-Journalistin bei Termin abgewiesen
Dass man uns seitens der ÖVP nicht einlädt hat einen Grund: wir können die richtigen Fragen stellen, weil wir als einzige in der Sache recherchiert haben. Das will @sebastiankurz nicht. Er will PR und nicht Journalismus. Hoffe die Kollegenschaft spielt - so wie in D - nicht mit
— Florian Klenk (@florianklenk) 5. September 2019
Falter-Chefredakteur Florian Klenk meldete sich zur Causa auf Twitter und stellte klar, dass man nichts Strafbares getan habe.
Falls jemand von der ÖVP auf die Idee käme uns zu kriminalisieren:
— Florian Klenk (@florianklenk) September 5, 2019
1) Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen über Quellen
2) Wir haben uns an alle Gesetze gehalten und nichts Strafbares getan
3) Wir berichten über Angelegenheiten, die im public interest sind
ÖVP-General Karl Nehammer antwortete Klenk und stellte klar, dass man den Falter nicht kriminalisiere.
Zur Sorge des Falter, dass wir ihn kriminalisieren, stellen wir klar: Wir kriminalisieren NICHT! den Falter, sondern jene, die uns professionell von außen gehackt und angegriffen haben und somit auch unsere Demokratie angreifen!
— Karl Nehammer (@karlnehammer) September 5, 2019
Nicht der erste Hack
Falter-Chefredakteur Florian Klenk erinnert in einem Tweet daran, dass es bereits zuvor Polit-Hacks in Österreich gab.
Fallls es wirklich ein Hack war, war es nicht der Erste. Interne Daten wurden einst auch @KernChri geklaut - und an Medien verteilt. Deshalb wusste man, dass er intern „Prinzessin“ genannt wurde. ÖVP wollte die Daten damals übrigens haben.
— Florian Klenk (@florianklenk) 5. September 2019