'Ibiza-Gate' & Spesenaffäre
NR-Wahl: Wahlbeteiligung fast wieder auf Tiefststand
04.10.2019
'Ibizagate' und Spesenaffäre ließen Wahlberechtigte zu Hause bleiben - Bei der EU-Wahl gab es noch einen Rekordzuwachs.
Wien. "Ibizagate" und die Spesenaffäre Heinz-Christian Straches haben offenbar doch einen guten Teil der Österreicher davon abgehalten, schon nach zwei Jahren wieder den Nationalrat zu wählen. Nach einem Rekordzuwachs 2017 auf 80,0 Prozent und einem starken Plus bei der EU-Wahl brach die Wahlbeteiligung jetzt um 4,41 Punkte ein; mit 75,59 Prozent blieb sie nur knapp über dem Tiefststand von 74,91 Prozent (2013).
Die mittlerweile fast 20 Prozent Briefwähler (mit ihren 958.071 abgegebenen Stimmen) haben die Beteiligung zwar noch deutlich verbessert: Am Sonntag waren es nur 60,61 Prozent. Aber heuer gab es wieder mehr als 1,5 Millionen - genau 1.561.333 - Nichtwähler. Mehr waren es nur 2013 mit 1.601.898.
Mehr Stimmen (und zwar deutlich, nämlich 1.789.417) als die "Nichtwählerpartei" hatte heuer nur die ÖVP. Die beiden großen Wahlverlierer SPÖ und FPÖ überzeugten weniger Wähler von sich als den Urnen fernblieben - hielt sich die SPÖ doch (mit 1.011.868) gerade noch über der Million, während die FPÖ mehr als 500.000 Wähler auf nur mehr 772.666 verlor. Die Grünen gewannen nach dem Desaster 2017 heuer fast 500.000 Wähler - auf 664.055 - dazu.
BP-Wahl 2016 trotz Wahlwiederholung höhere Beteiligung
Die 2017 - ebenfalls von ÖVP-Chef Sebastian Kurz bald nach seinem Aufstieg zum Parteichef ausgerufene - Neuwahl hatte sehr viel mehr Wähler an die Urnen gebracht, ebenso der Bundespräsidenten-Wahlmarathon 2016, wo selbst am dritten Wahlsonntag die Beteiligung überraschend noch einmal (auf 74,21 Prozent) angestiegen war. Und bei der heurigen EU-Wahl, kurz nach Veröffentlichung des "Ibiza-Videos", erholte sich die Beteiligung noch um sensationelle 14,38 Prozentpunkte auf 59,77 Prozent.
Die Nationalrats-Beteiligung kehrte heuer wieder zur - seit den 50er-Jahren zu beobachtende und seit den 90er-Jahren verstärkte - rückläufigen Tendenz ein. Bis 1986 lag die Beteiligung immer über 90 Prozent, bis 2002 nutzten noch immer mehr als vier Fünftel ihr Wahlrecht. Bis 1992 bestand allerdings in einigen Bundesländern Wahlpflicht.
Die Bundesländer weisen sehr unterschiedliche Beteiligungen auf: Burgenland (81,44 Prozent) und Niederösterreich (80,63) sind nach wie vor die Musterländer - während in Vorarlberg (wo am längsten Wahlpflicht herrschte) nur mehr 67,71 Prozent ihr Wahlrecht nutzten. Die Vorarlberger sind am 13. Oktober schon zur nächsten Wahl - der ihres Landtags - aufgerufen.