SPÖ-Chefin im Interview

Rendi-Wagner: 'Kämpfe bis zur letzten Minute'

17.08.2019

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner über ihren „Kampf für die Menschen“.

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© SPÖ
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ÖSTERREICH: Sie sind gerade auf Ihrer dritten Tour durch Österreich. Was ist Ihr erstes Wahlkampf-Resümee?

Pamela Rendi-Wagner: Nach diesen letzten zwei Monaten, die ich im Land unterwegs war, merke ich deutlich, dass die Menschen mich auf sehr konkrete Probleme angesprochen haben und sich konkrete Lösungen von der Politik erwarten. Das sind auch die Lösungen – eine umfassende Gesundheitsvorsorge, leistbares Wohnen, ausreichend ganztägige Kinderbetreuungsplätze –, die ich anbieten möchte. Etwas anderes, das ich von den letzten Wochen mitnehme, ist, dass es eine wachsende Zustimmung für uns gibt.

ÖSTERREICH: Laut unserer Umfrage sind zwar Ihre Kernthemen – Gesundheit, Mieten – jene, die die Befragten am meisten bewegen, aber die Werte der SPÖ bleiben mit 21 Prozent weiter sehr schwach. Wie erklären Sie sich das selbst?

Rendi-Wagner: In anderen Umfragen sieht man aber, dass diese ganzen Affären – Ibiza, Schreddern und nun Korruptionsvorwürfe gegen Strache – schon Wirkung zeigen. Wir setzen auf konkrete Inhalte, deshalb gibt es für uns einen leichten Aufwärtstrend, während sich andere im Abwärtstrend befinden.

ÖSTERREICH: Aber der die SPÖ trotzdem weit hinter den ÖVP zurücklässt. Glauben Sie, dass Sie da noch was drehen können?

Rendi-Wagner: Ja. Wir haben noch sechs Wochen Intensivwahlkampf vor uns. Sechs Wochen sind in der Politik eine halbe Ewigkeit. Alles, was uns vor wenigen Wochen noch gesichert schien, ist es jetzt nicht mehr. Erinnern Sie sich, vor ein paar Wochen wurde diskutiert, ob die SPÖ Platz 2 oder 3 schaffen würde. Jetzt ist der zweite Platz gesichert. Und ich bin überzeugt, dass sich diese positive Dynamik für uns fortsetzen wird. Ich werde jedenfalls bis zur letzten Minute kämpfen.

ÖSTERREICH: Das heißt?

Rendi-Wagner: Ein Drittel der Wähler ist noch unentschlossen. Sie will ich mit unseren konkreten Lösungen von Gesundheitspolitik über Pflege bis zum Klimapaket überzeugen. Diesen Kampf für die Menschen werde ich weiterführen. Und damit möchte ich mich auch von den anderen Parteien unterscheiden, die sich dauernd nur mit Skandalen beschäftigen. Ich möchte einen sauberen Wahlkampf führen und mich nicht an einer Schlammschlacht beteiligen.

ÖSTERREICH: Trotzdem dominieren derzeit Affären. Die Ermittlungen gegen Strache sind doch eigentlich etwas, das Oppositionsparteien für sich nützen müssten, oder?

Rendi-Wagner: Ich vertraue hier auf die Ermittlungen der Justiz. Und die Bevölkerung und ich erwarten uns, dass hier rasch Licht ins Dunkel gebracht wird. Und ich erwarte mir, dass alle Parteien Ermittlungen der Justiz respektieren. Was ich nicht im geringsten nachvollziehen kann, ist, wenn die ÖVP auf Ermittlungen mit „Schmutzkübelkampagne“ reagiert.

ÖSTERREICH: Strache behauptet, die Hausdurchsuchung bei ihm und die Ermittlungen gegen ihn seien ein „Willkürakt“.

Rendi-Wagner: Er zeigt vor ­allem nach dem Ibiza-Video keinerlei Einsicht und kaum Verantwortungsbewusstsein. Jeder konnte sehen, wie er mit einer vermeintlichen russischen Oligarchennichte über Staatseigentum redete. Aber ich will mich nicht mit Strache beschäftigen, das soll die Justiz machen. Ich höre täglich von den Menschen ihre sehr konkreten Sorgen. Am Land haben die Menschen teilweise keinen Hausarzt mehr. Das macht ihnen verständlicherweise Angst. Die Menschen haben ein Recht auf soziale Sicherheit. Darum will ich mich kümmern.

ÖSTERREICH: In den Wochen bis zur Wahl werden viele TV-Konfrontationen auf Sie zukommen. Wie wollen Sie sich darauf vorbereiten?

Rendi-Wagner: Ich werde mich so vorbereiten, wie ich mich bereits in den vergangenen Jahren vorbereitet hatte. Ich werde mir eine gewisse Zeit freiräumen und mich mit meinen Themen beschäftigen. Ich werde unseren Themen und mir treu bleiben, egal ob mir Sebastian Kurz, Herbert Kickl oder ob mir Richard Lugner gegenübersitzen würde. Ich werde sachlich und inhaltlich argumentieren und sicher keine Schmutzkübel-Diskussionen führen.

ÖSTERREICH: Die FPÖ schickt Kickl gegen Sie in die ORF-Debatte. Fürchten Sie ein scharfes Duell?

Rendi-Wagner: Ich gehe in alle TV-Duelle gleich rein. Ich werde mich sicher nicht auf eine Schlammschlachtebene begeben.

ÖSTERREICH: Sie schließen eine Koalition mit der FPÖ aus. Welche Koalition wäre denn die Beste aus Ihrer Sicht?

Rendi-Wagner: Zuerst muss der Wähler entscheiden, dann wird die stimmenstärkste Partei mit Regierungsgesprächen beauftragt werden. Ich schließe die FPÖ aus, mit allen anderen Parteien sind wir für Gespräche offen. Am Ende wird es entscheidend sein, mit welcher Partei wir die größte inhaltliche Schnittmenge haben.

Isabelle Daniel

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