Flug-Affäre

Waren Minister-Flüge privat?

29.01.2007

Der "Österreich"-Exklusiv-Bericht über mögliche Privatflüge von Innenminister Platter mit Heeresjets wird Sache des Parlaments.

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Wie ÖSTERREICH exklusiv berichtete, flog der frühere Verteidigungs- und nunmehrige Innenminister Günther Platter mindestens zehn Mal mit der viersitzigen „VIP-Version“ einer ­Saab105OE. Dabei, so wissen Zeugen zu berichten, habe Platter vom Fliegerhorst Langenlebarn in Richtung heimatliches Tirol abgehoben. Platter wohnt in Zams, rund 50 Kilometer westlich des Flughafens Innsbruck. Das sei nur zu dienstlichen Terminen und nur dann, wenn es besonders rasch gehen sollte, passiert, konterte Platter gegen­über ÖSTERREICH. Trotzdem sind die Flüge brisant: Der Grüne Werner Kogler stellt heute eine parlamentarische Anfrage an Verteidigungsminister Darabos und will wissen, wie oft Minister per Kampfjet reisten (siehe Kasten).

5.800 Euro die Stunde
Während beispielsweise ein Flugticket der AUA von Wien nach Innsbruck 272 Euro oder von Wien nach Vorarlberg 402 Euro kostet, sind Flüge mit dem „Jet-Taxi“ ungleich teurer: Eine Flugstunde mit dem Militärvogel kommt auf 5.800 Euro. Allein an Treibstoff verbrennt der Jet pro Stunde 1.100 Euro. Dafür geht’s auch wirklich schnell: Die mehr als 30 Jahre alte Maschine fliegt immerhin 970 Stundenkilometer.

Öfter im Einsatz
Laut Heeresinsidern ist Platter nicht das einzige Regierungsmitglied, das dieses Kampfjet-Taxi benutzt haben soll: Besonders während der österreichischen EU-Präsidentschaft sollen die Jets des Öfteren Politiker und Diplomaten befördert haben.

Flüge mit dem Jet sind übrigens nicht gerade angenehm, wie Platter betonte: „In diesen Fluggeräten war es eigentlich immer unbequem und zu laut. Da konnte man nicht arbeiten.“

Hubschrauber-Flüge
Viel öfter als die Saab105OE kommen Hubschrauber für Politikertransporte zum Einsatz: Mit Maschinen des Typs Blackhawk oder Augusta Bell 212 ist auch Bundespräsident Heinz Fischer unterwegs.

Lichal ließ umbauen
Das Heer hat 28 Flugzeuge des Typs Saab105OE. Die Maschinen sind seit 1970 im Dienst. Und es gibt drei Bausätze, mit denen die Jets jeweils von Zwei- zu Viersitzern umgebaut werden. Auf die Idee der „VIP-Version“ kam der frühere Verteidigungsminister Robert Lichal in den 80ern. Lichal war mit der Forderung nach Kauf eines Regierungsflugzeugs gescheitert.

Parlamentarische Anfrage
Am Dienstag bringt der Grüne Werner Kogler eine parlamentarische Anfrage an den neuen Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) ein. Die ÖSTERREICH-Story, die Flüge des früheren Verteidigungsministers Günther Platter mit Jets des Typs Saab105OE aufdeckte. Kogler bezieht sich ausdrücklich auf den Artikel in ÖSTERREICH und stellt neun Fragen an den neuen Minister.

Der Grüne will konkret wissen, wann und wie oft Bundesminister seit dem Jahr 2000 mit den Jets geflogen sind. Im Raum stehe natürlich, das Platter just zum Wochenende und damit privat nach Tirol gejettet sei. Koglers Frage deshalb: Welchen „dringenden Terminen“ und Zwecken dienten diese Flüge? Und: Wie hoch ist der Aufwand nach einer Vollkosten-Kalkulation für Saab105OE-Flüge? Kogler fragt auch, ob die Flüge wenigstens im Rahmen von Heeresübungen stattgefunden haben.

Platter ist nicht der Erste
Platter ist übrigens nicht der erste Verteidigungsminister, der den Kampfjet, der meistens als Trainingsflugzeug im Einsatz ist, nützt. Heeres-Insider berichten von Flügen der früheren Minister Herbert Scheibner (BZÖ), Werner Fasslabend (ÖVP) und natürlich Robert Lichal (ÖVP). (gü)

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