Warum Mölzer gehen muss

Strache schmeißt Mölzer raus

08.04.2014

Sechs Wochen vor der EU-Wahl tauscht die FPÖ ihren Spitzenkandidaten aus.

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© AFP
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„Es ist der offensichtliche Vertrauensverlust in meiner Partei, der mich dazu bewegt, auf die FPÖ-EU-Kandidatur zu verzichten“, erklärte Andreas Mölzer gestern. Sechs Wochen vor der EU-Wahl erspart sich die FPÖ damit einen Showdown im heutigen Parteivorstand in Wien. ÖSTERREICH-Leser wussten freilich bereits gestern über das Ultimatum von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache Bescheid.

Nachdem Mölzer die EU mit dem Regime der Nazis verglichen und rassistische Sager von sich gegeben hatte, reichte es selbst FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache.

Rassistische Parolen 
gegen David Alaba
Vor allem, dass in Mölzers extrem rechter Postille Zur Zeit auch noch Fußballstar Alaba rassistisch diffamiert wurde, brachte das Fass zum Überlaufen.

In einem eineinhalbstündigen Gespräch am Montagnachmittag hatte Strache Mölzer unmissverständlich erklärt, dass er dessen „völligen Rückzug“ von der FPÖ-Kandidatenliste wolle.

Entweder der 62-Jährige gehe selbst oder er werde ihn am Mittwoch im Parteivorstand von der Liste streichen.
Gestern in der Früh versuchte Mölzer zunächst nur seinen Rückzug als Spitzenkandidat. Doch Strache blieb hart: Er müsse ganz verzichten. Mölzer hat FPÖ-intern auch zugesichert, dass er „nicht mit einer eigenständigen Liste antreten“ werde, berichten Blaue. Immerhin sitzt sein Sohn für die FPÖ im Nationalrat.

Machtkampf mit Rechtsrechten und neue Linie
Der Deutschnationale – der bereits in den 1990er-Jahren aufgrund seines damaligen „Umvolkung“-Sagers als FPÖ-Bundesrat gehen musste – findet weiterhin, dass er „nichts Unredliches getan“ habe. Heute will sich Mölzer „erklären“. Er fühlt sich naturgemäß als „Opfer“ der vermeintlichen „Jagdgesellschaft“.

Strache und sein innerster Kreis (siehe Insider) hätten mit diesem Schritt auch „eine Richtungsentscheidung getroffen“, meint Ex-FPÖ-Vizekanzler und Strache-Berater Norbert Steger.

Tatsächlich dürfte es dem FPÖ-Chef um strategische Gründe gehen: Die Blauen wollen auf einen reinen populistischen Anti-EU-Wahlkampf setzen. FPÖ-General Herbert Kickl will diese Linie beim heutigen Vorstand auch präsentieren. Wäre Mölzer geblieben, wäre der gesamte Wahlkampf nur von ihm überschattet gewesen. Zudem will Strache – nachdem er bereits Ex-FP-Nationalratspräsident Graf abserviert hatte – „in der FPÖ weiter aufräumen“, behaupten FPÖ-Strategen. So will Strache seine FPÖ in eine Regierung führen – so wie einst Jörg Haider …

I. Daniel

Ex-FP-Vizekanzler Norbert Steger: "Strache hat klar Stärke gezeigt"

ÖSTERREICH: Was sagen Sie zum (unfreiwilligen) Rückzug von Andreas Mölzer?
Norbert Steger: Man soll keinem Steine nachwerfen.

ÖSTERREICH: Aber, was bedeutet es für die FPÖ? Strache hatte ja auf diesen Rückzug bestanden …
Steger: Das war eine Richtungsentscheidung der FPÖ-Spitze. Strache hat damit klargemacht, was in der FPÖ zulässig ist und was nicht.

ÖSTERREICH: So wie Haider, der sich einst aus taktischen Gründen von der „Deutschtümelei“ verabschiedete?
Steger: Nein, denn Haider hatte etwa selbst die angeblich „ordentliche Beschäftigungspolitik des Dritten Reichs“ gelobt. Von Strache gibt es solche NS-Sprüche nicht. Das wäre für mich ein absolutes No-Go. Strache hat jetzt eine klare Trennlinie gezogen.

ÖSTERREICH: Um „Regierungsfähigkeit“ zu signalisieren?
Steger: Mehr. Strache hat klar Stärke gezeigt. Was es bringt, werden die Wahlen zeigen.

(isa)

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