Politik-Insider
Warum sich Anschober zu Unrecht kritisiert fühlt
08.09.2020SPÖ, FPÖ, Juristen und Teile der ÖVP nehmen Anschober ins Visier. Der Hintergrund.
Graustufen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober polarisiert derzeit zunehmend. Während er in Umfragen nach wie vor Bestwerte erzielt und weit vor seinem Parteichef Werner Kogler liegt, wird die Kritik an ihm von allen Seiten immer lauter: SPÖ, FPÖ, Juristen und Teile der ÖVP nehmen ihn immer stärker ins Visier. Der Grüne selbst soll die Kritik an ihm, vor allem in Medien, nicht nachvollziehen können und sich unfair behandelt fühlen. In der grünen Welt nimmt man ihn naturgemäß in Schutz: Er sei „ein Opfer des Wahlkampfes“, sagt etwa ein Grüner, der glaubt, dass „den Wiener Roten und Sebastian Kurz und Gernot Blümel wegen des Wien-Wahlkampfes die Popularitätswerte von Anschober nicht passen“ würden.
Das wird nicht ganz falsch sein. Allerdings hat sich der einstige Landesrat aus Oberösterreich selbst in die Wahlkampfschlacht geworfen. Anschober wird von den Grünen in Wien plakatiert und geht auch auf den Wahlkampfauftakt der Stadt-Partei.
Gegner. In den übrigen Bundesländern nimmt die Aufregung über ihn aber auch immer mehr zu. „Das Ampelchaos schadet uns allen. In Wirklichkeit will er dann aber nie Verantwortung übernehmen“, ätzen gleich zwei Ländervertreter auffallend gleichlautend.
Er habe „zwei Gesichter“, behauptet ein langjähriger Beobachter und sei „Kurz ähnlicher, als man glaubt. Auch ihm geht es vor allem um den öffentlichen Auftritt.“ Das dürften die beiden angesprochenen Herren und ein paar andere Regierungsmitglieder etwas anders sehen. Sie berichten vielmehr, dass Kurz gerne „Nägel mit Köpfen“ mache, während „der Rudi länger für Entscheidungen“ brauche.
Angesichts von rapide steigenden Corona-Infektionszahlen steht die Nagelprobe aber erst an. Kriegt er den Anstieg und die Ampelfärbungen samt Maßnahmen in den Griff, wäre die Kritik überzogen. Sollte das Coronavirus wieder exponentiell wachsen, würden sich die Kritiker freilich bestätigt fühlen.