Meinungsdifferenzen
Was sagen Eltern und Lehrer zur Schulreform
06.11.2007
Nach der rot-schwarzen Einigung auf die "Neue Mittelschule" kann sie also im Herbst 2008 starten - nicht zur Zufriedenheit aller.
Nach wochenlangem Tauziehen haben sich SPÖ und ÖVP doch noch auf die Schulreform geeinigt. Damit kann die gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen im Herbst 2008 in einigen Modellregionen starten. SPÖ-Unterrichtsministerin Claudia Schmied rechnet grob mit 30 bis 40 Schulstandorten in den Regionen Südburgenland, Graz, Voitsberg, Kärnten und Salzburg, die an dem Schulversuch teilnehmen.
Letzte Hürde war die Mitbestimmung. Jetzt steht fest, dass zwei Drittel der Lehrer und Eltern der Sekundarstufe I dem Modellversuch zustimmen müssen. Außerdem bleibt die Wahlfreiheit erhalten. So müssen bestehende AHS im jeweiligen politischen Bezirk in erforderlicher Anzahl weiterbestehen.
Pflichtschullehrer sind unzufrieden
Für die AHS-Lehrer ist der
Kompromiss in Ordnung. Enttäuscht ist dagegen die
Pflichtschullehrergewerkschaft. Ihr Chef, Walter Riegler, findet, dass man
erst wieder nicht erprobt, ob ein differenziertes oder ein Gesamtschulsystem
das bessere sei. Andererseits seien die Hauptschullehrer schlechter gestellt
als ihre AHS-Kollegen.
Das Dienstrecht der Lehrer in den Modellversuchen bleibt nämlich das Alte. Das bedeutet laut Riegler, dass Hauptschullehrer in einem Modellversuch bei schlechterer Bezahlung etwa fünf Stunden pro Woche mehr Deutsch unterrichten müssten als ihre AHS-Kollegen. Wenigstens könnten die Lehrer entscheiden, ob sie unter diesen Umständen mitmachen wollen.
AHS-Eltern finden Einigung okay
Die Elternvertreter an den
höheren Schulen loben das Modell. Für sie wichtig waren, dass die
Modellversuche keinen Zwang darstellen, Mitbestimmung und Wahlfreiheit der
Unterrichtsform am Schulstandort erfüllt sind.
Die Sozialdemokratischen Lehrer und die Sozialistische Jugend finden den Kompromiss faul. Sie argumentieren, dass er wieder keinen Fortschritt bringt, weil wieder nur ein Versuch abgewickelt wird, aber keine echte Reform.