Verheerende Waldbrände als Anlass der Klage. Vorwurf: EU-Staaten und andere Länder hätten Krise verschärft.
Lissabon/Straßburg. Sechs Kinder und Jugendliche haben 33 Länder wegen des Klimawandels geklagt. Die Klage sei am Donnerstag beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg eingereicht worden, teilte die Nichtregierungsorganisation Global Legal Action Network (GLAN) mit.
Anlass der Aktion der sechs jungen Portugiesen aus Leiria und Lissabon seien die verheerenden Waldbrände von 2017 in ihrem Heimatland, bei denen 110 Menschen ums Leben gekommen seien. Wissenschafter hätten bestätigt, dass der Klimawandel eine Rolle bei dieser Katastrophe gespielt habe, hieß es.
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Die jüngste Klägerin ist erst acht Jahre alt, die älteste 21. Sie haben die Klageschrift mit Hilfe von GLAN erarbeitet. Den EU-Staaten sowie Norwegen, Russland, Großbritannien, der Türkei, der Schweiz und der Ukraine werfen sie vor, die Klimakrise verschärft und damit die Zukunft ihrer Generationen gefährdet zu haben. Ziel der laut GLAN "beispiellosen Klage" ist es, dass der EGMR die 33 Länder dazu anhält, ihre nationalen Klimaziele deutlich ambitionierter zu gestalten sowie die von ihnen und ihren international tätigen Konzernen weltweit verursachten Emissionen zu reduzieren.
2019 waren zehn Familien aus fünf EU-Staaten, Kenia und Fidschi sowie ein schwedischer Jugendverband mit einer Klage für verschärfte EU-Klimaziele vor dem EU-Gericht gescheitert. Das EU-Ziel, bis 2030 die Treibhausgase um 40 Prozent unter den Wert von 1990 zu drücken, reiche als Schutz vor den sie unmittelbar betreffenden Gefahren des Klimawandels nicht aus, argumentierten die Kläger damals. Das EU-Gericht befand jedoch, der Klimawandel werde wahrscheinlich jeden treffen. Die Kläger könnten nicht nachweisen, dass ihre individuellen Grundrechte auf besondere Weise beschnitten würden. Der Antrag sei deshalb als unzulässig abzuweisen.