Vor Volksbefragung

Wehrpflicht: Aufstand der Generäle

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Machtkampf im Heer um neues Berufsheer: Generäle im Clinch.

Im Bundesheer herrscht offener Krieg – zumindest auf dem grünen Tisch: Die Fronten im Kampf pro und kontra Wehrpflicht gehen quer durch die politischen Lager. Generalstabschef Edmund Entacher, der eigentlich SPÖ-nahe ist, belebt seine alte Feindschaft zu Verteidigungsminister Norbert Darabos (SPÖ) wieder. Er gilt innerhalb des Heers als Anführer jener „Aufrührer“, die an der Wehrpflicht festhalten wollen. Dabei weiß Entacher seinen Oberbefehlshaber, Bundespräsident Heinz Fischer und die ÖVP-dominierte Offiziersgesellschaft hinter sich.

Illusorisch
Entachers wichtigstes Argument: Das aktuelle System habe sich bewährt, auch wenn es reformiert werden müsse: „Wir beschäftigen viele junge Leute zu wenig.“ Er zweifelt angesichts von Aufnahmestopp und sinkendem Budget, dass es die SPÖ mit einem Berufsheer tatsächlich ernst meint. Und auch die geplante Zahl von 8.500 Berufs- und 9.300 Profimiliz-Soldaten hält er für illusorisch: „Das widerspricht jeder Erfahrung.“

Auf der anderen Seite stehen die Befürworter eines Berufsheeres, etwa der mächtige Entacher-Stellvertreter Othmar Commenda, der schon unter blauen und schwarzen Ministern treu gedient hatte, oder der Einsatzchef, Christian Ségur-Cabanac.

Untauglich
Schützenhilfe bekommen die Schreibtisch-Generäle um Darabos von der „Front“: Thomas Starlinger, Kommandant der 7. Jägerbrigade, ist glühender Befürworter des Berufsheeres: Rekruten seien im „echten“ Einsatz unbrauchbar und würden auch heute schon kaum zu Katastrophen-Einsätzen herangezogen.

General Entacher ist gegen Berufsheer

ÖSTERREICH: Sie sind ein Fan der Wehrpflicht. Warum?
Edmund Entacher: Never change a winning team! Das System mit drei Säulen – Berufskomponente, Kaderrahmen-Einheiten mit Rekruten und Miliz – funktioniert. Wir haben damit gute Erfahrungen gemacht. Ich verhehle aber nicht, dass Reformen nötig sind.

ÖSTERREICH: Ein Berufsheer könnte noch besser funktionieren ...
Entacher: Ich zweifle an, dass die Politik das Berufsheer inhaltlich wirklich will. Wir haben ein sinkendes Budget und Aufnahmestopp. Wie soll man da ein Berufsheer aufstellen?

Brigadier Starlinger ist für Berufsheer

ÖSTERREICH: Was spricht gegen die Wehrpflicht?
Thomas Starlinger: Niemand würde einen Polizisten, der nur sechs Monate ausgebildet ist, auf die Straße schicken. Die Erfahrungen der vergangenen zehn Jahre haben gezeigt, dass man einen Soldaten 1,5 Jahre ausbilden muss, damit er im Team funktioniert.

ÖSTERREICH: Das würde aber wesentlich teurer ...
Starlinger: Wir berufen jährlich 20.000 Rekruten ein, was 210 Mio. Euro kostet. Im Ausland kann man sie nicht brauchen, im Inland werden sie im Schnitt nur einen (!) Tag für Katastrophenschutz eingesetzt.

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