Ein ander Mal
Wehrpflicht für Frauen vorerst vom Tisch
22.07.2010
Bundespräsident Fischer hat die Debatte losgetreten. Anfreunden kann sich damit niemand, nicht einmal die SPÖ.
Eine Wehrpflicht für Frauen in Österreich ist für SPÖ-Verteidigungsminister Norbert Darabos "aktuell kein Thema". Man komme mit den männlichen Wehrpflichtigen vollends aus und habe nicht vor, etwas daran zu ändern, so Darabos. Wenn Frauen irgendwann den Männern voll gleichgestellt seien, etwa bei den Löhnen, könne man über eine Wehrpflicht für Frauen nachdenken, allerdings langfristig.
Genauso argumentiert auch SPÖ-Frauenministerin Gabriele Heinisch-Hosek. So lange Frauen in wesentlichen Lebensbereichen immer noch benachteiligt seien (Stichwort: Lohnschere), sei eine Wehrpflicht für Frauen "kein Thema".
Fischer gegen Ungleichbehandlung
Bundespräsident Heinz Fischer
hatte davor gemeint, die Wehrpflicht für Frauen sei "längerfristig" denkbar
und hatte auf den Abbau von Ungleichbehandlungen zwischen Männern und Frauen
verwiesen, wobei er konkret die Angleichung des Pensionsantrittsalters bis
2035 ins Treffen geführt hatte.
Als "Grundsatzdebatte"
"Ich bin nicht dafür", so
Fischer am Donnerstag auf Ö1. Er habe sich nur auf eine "Grundsatzdebatte
eingelassen", ob mit fortschreitender Gleichstellung von Mann und Frau "auch
über Leistungen im Bereich der Landesverteidigung und der Sozialdienste"
nachgedacht werden könnte.
ÖVP sieht "kein Thema"
ÖVP-Frauensprecherin
Dorothea Schittenhelm sieht den verpflichtenden Dienst an der Waffe für
Frauen als "überhaupt kein Thema in Europa" und daher auch nicht hierzulande
an. "Wir sollten uns auf die Fragen konzentrieren, die wir in absehbarer
Zeit zu lösen haben", so Schittenhelm.
FPÖ fände es ungerecht
Für die FPÖ verwies Vizechef
Norbert Hofer auf die Betreuungsleistungen von Frauen, weswegen eine
Verpflichtung zum Wehrdienst nicht gerecht wäre. Er erneuerte aber die alte
Forderung nach einer - freiwilligen - Musterung für Frauen im Sinne der
Gesundheitsvorsorge.
Grüne für Ende der Wehrflicht
Die Grüne Jugend- und
Zivildienstsprecherin Tanja Windbüchler-Souschill wiederholte wiederum die
Forderung ihrer Partei nach einer Abschaffung der Wehrpflicht. Nur das würde
"junge Frauen und Männer aktiv gleich behandeln", meint sie.
BZÖ-Frauensprecherin Martina Schenk bekräftigte ebenfalls das Eintreten ihrer Partei für ein Aussetzen der allgemeinen Wehrpflicht sowie für ein Berufsheer mit einer Freiwilligenmiliz.