Konflikt in der ÖVP: Bildungssprecher Neugebauer und die Wiener Bildungssprecherin Cortolezis-Schlager streiten über die Vorschläge von Bildungsministerin Schmied.
Zu der von SPÖ-Bildungsministerin Claudia Schmied vorgeschlagenen Vereinheitlichung der Ausbildung von AHS- und Hauptschullehren gibt es innerhalb der ÖVP Differenzen zwischen Bildungssprecher Fritz Neugebauer und der Wiener VP-Bildungssprecherin Katharina Cortolezis-Schlager. Während Neugebauer eine Vereinheitlichung ablehnt, befürwortet Cortolezis-Schlager eine "gleichwertige Ausbildung" und unterstützt die Bildungsministerin voll.
Grüne kritisieren Neugebauer-Blockade
Der Grüne
Bildungssprecher Dieter Brosz hat Neugebauer eine Blockade gegenüber
vernünftigen Vorschlägen zur Weiterentwicklung des Schulsystems vorgeworfen.
"Blockieren um des Blockierens Willen scheint das Motto der Bundes-ÖVP zu
sein. Die Berufsperspektiven der Hauptschullehrer sind dem obersten
Beamtengewerkschafter offenbar völlig egal," so Brosz in einer Aussendung.
Trotz des gleichen Lehrplans für 10- bis 14jährige werden AHS- und HauptschullehrerInnen unterschiedlich ausgebildet. Europaweit ernte Österreich für dieses "isolierte Modell Kopfschütteln". Die ÖVP versuche jede Hürde für eine gemeinsame Schule wie die getrennte Ausbildung um jeden Preis aufrecht zu erhalten, "auch wenn noch so viel Geld in die dadurch erforderlichen Doppelstrukturen fließt," kritisiert Brosz. "Die gemeinsame Lehrerausbildung wird schon aus demographischen Gründen kommen, da kann sich Neugebauer auf den Kopf stellen", meint der Grüne Bildungssprecher.
Erfahrungen der Unis evaluieren
Neugebauer hatte im
Radio-Morgenjournal des ORF am Samstag erklärt, die pädagogischen
Universitäten hätten jetzt ihre intensiven Vorbereitungsarbeiten gestartet.
Es wäre nicht gescheit zu vermitteln, "euch gibt es in fünf Jahren
nicht mehr. Das soll man anlaufen lassen und die Erfahrungen nach einiger
Zeit evaluieren".
Hauptschullehrer gleichwertig ausbilden
Cortolezis-Schlager
erklärte, es sei "wichtig, dass künftig die Hauptschullehrer auf
dem gleichwertigen akademischen Niveau wie ihre AHS-Kollegen ausgebildet
werden". Es sei "für Wien nicht denkbar, dass langfristig hier
nicht die volle Gleichwertigkeit in der Ausbildung gegeben ist. Würde man
das machen, würde man im Wiener Raum den Hauptschulen die Zukunft
verunmöglichen".
Dann hätte es erst recht keinen Sinn, diese Lehrer auszubilden. "Daher muss es für den gesamten Pflichtschulbereich die Durchlässigkeit geben. Es muss auf den pädagogischen Hochschulen die Forschung ausgebaut werden". Die Zusammenarbeit zwischen der Universität Wien und den beiden pädagogischen Hochschulen sei "sehr gut". Der Bachelor der Pädagogischen Hochschulen müsse künftig in vollem Umfang auch von der Universität anerkannt werden, fordert Cortolezis-Schlager. Jedenfalls "von meiner Seite gibt es volle Unterstützung für Bildungsministerin Schmied, mitzuhelfen, dass künftig eine gleichwertige Ausbildung der Pflichtschullehrer und AHS-Lehrer gegeben ist".
Neugebauer findet Eignungstests gut
Sympathien kann Neugebauer
dagegen für den Wunsch von Schmied nach Eignungstests für angehende Lehrer
aufbringen. "Die Besten auszusuchen, die eine starke Hinwendung zu
Jugend haben, die hervorragend ausgebildet sind, ist eigentlich ein Gebot
der Stunde". Cortolezis-Schlager hatte zuletzt gemeint, es gebe keine
Notwendigkeit einer Zugangsbeschränkung für die Lehrer-Ausbildung an den
Universitäten, allerdings habe sie nichts gegen Orientierungsgests für
angehende Studenten.