Analyse am Weekend

Giorgia Meloni: Die Frau, vor der Europa Angst hat

18.09.2022

Blond & rechts: Die 45-jährige Giorgia Meloni ist klare Favoritin für die Italien-Wahl am 25. September 

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© APA/AFP
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Rom. Der Wahlkampf für die vorgezogenen Parlamentswahlen am 25. September ist in der heißen Phase. Favoritin für kommenden Sonntag ist Giorgia Meloni (45), Chefin der postfaschistischen Partei Fratelli d’Italia (Brüder Italiens). Sie ist die starke Schwester unter rechten Brüdern in Italien: blond, rechts, knallhart, selbstverliebt. Zu Beginn des Wahlkampfes wetterte sie gegen Migranten, forderte kompromissloses Abschieben von Flüchtlingen und rigorosen Kampf gegen die Brüssel-Technokratie. Inzwischen gibt sie sich moderater, bürgernah, pragmatisch, verlässlich und durchsetzungsstark: Das ist das Image, das sie transportieren will.

Faschismus-Forscherin Patrizia Dogliani glaubt nicht, dass sich Meloni und ihre Partei grundlegend verändert haben: „Eine klare Distanzierung vom Faschismus fehlt bis heute“, so die Historikerin: „Sie schweigt, wenn Mitglieder ihrer Partei radikale Äußerungen tätigen.“

Durchmarsch. Die Fratelli d’Itala starteten als radikale Kleinstpartei; als Nachfolgebewegung der 1946 von ehemaligen Faschisten gegründete MSI. Sie ist ein Sammelbecken für Mussolini-Fanatiker.
Bei den Wahlen 2018 kam die Partei auf magere vier Prozent. Jetzt liegt Meloni in Umfragen bei 24 Prozent, damit wären sie und ihre Brüder klar stärkste Einzelpartei in Italien.
Aufstieg. Meloni stammt aus einem Arbeiterbezirk in Rom. Sie jobbte als Kellnerin, Barfrau, Journalistin, hat eine sechsjährige Tochter. Silvio Berlusconi, der Ex-Premier, holte sie als jüngste Ministerin in die erste Reihe der Politik.

Mit radikaler Rhetorik pusht Meloni seither ihre Bewegung. Melonis Ziel ist es, die italienische „Identität“ vor der Globalisierung zu verteidigen. Stimmen Umfragen, wird sie das Ergebnis von März 2018 versechsfachen.

Gemeinsam mit der rechten Partei Lega und der konservativen Partei Forza Italia will sie eine Regierung bilden – und damit die erste Frau an der Spitze Italiens sein.Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der kürzlich in Rom Italiens Präsidenten Sergio Matarella besuchte, warnt allerdings vor zu großer Sorge wegen eines Rechtsrucks in Italien: „Europapolitisch müssen wir im Fall eines Wahlsieges von Meloni nicht in Panik verfallen“, sagte er: „Meloni ist keine Gefahr für Europa. Wie es inneritalienisch aussehen wird, ist eine andere Frage.“  

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