Der erst 34-jährige neue Premierminister Gabriel Attal gilt als "Wunderkind" und neuer Macron. Er soll jetzt den Aufstieg von Le Pen bremsen und sich ein Match mit dem Shootingstart der extremen Rechten, Bardela, liefern
Gabriel Attal - genauer: Gabriel Attal de Couriss - ist das neueste "Wunderkind" made in France. Der erst 34-jährige neue Premierminister Frankreichs bricht gleich mehrere "Rekorde". Er ist der jüngste Regierungschef der Geschichte und der erste der offen homosexuell lebt.
Ist er ein französischer Sebastian Kurz, fragen sich manche
Der Aufstieg des Sohn aus gutbürgerlichem Haus - sein Vater war ein jüdischer Anwalt und Filmproduzent tunesischer Herkunft, seine Mutter eine Christlich-Orthodoxe aus Odessa - verwundert in Frankreich wenige. Attal galt schon lange - so wie einst sein heutiger Förderer Emmanuel Macron als junger Wirtschaftsminister unter dem damaligen französischen Präsidenten Hollande - als "Goldjunge" der Regierung.
Mit Sebastian Kurz hat er nur als jugendliche Alter und das rhetorische Talent gemeinsam, auch wenn manche sich fragen, ob er eine Art Franco-Kurz sei. Attal besuchte - wie in der französischen Politik üblich - elitäre Privatschulen, lernte vom Volkschulater an englisch und absolvierte dann die höchst angesehene Sciences Po Universität bevor er sich dem Parti socialiste anschloss.
Eine Anti-Le-Pen-Demo erweckte seine Leidenschaft für Politik
Attals Eintritt in die Politik hatte viel mit Le Pen - zunächst dem Vater - zu tun. 2002, als Jean-Marie Le Pen überraschend in die Stichwahl der Präsidentschaftswahl kam, ging er als Kind auf eine Anti-le Pen-Demo. Das habe sein Interesse an Politik geweckt und der Kampf gegen die extreme Rechte dürfte ihn bis heute antreiben. Auch "wenn Du als Christ lebst, wirst Du Dich immer jüdisch fühlen, weil Du immer mit Antisemitismus konfrontiert sein wirst", habe ihm sein 2015 verstrorbener Vater einst gesagt, berichtet Attal.
Er zog gegen "egoistische Bobos" her und punktete
In den letzten Jahren fiel er zunächst als blitzschneller Denker und Sprecher - 2016 schloss er sich dem Liberalen Macron an - auf. Mit 29 Jahren wurde er jüngster Minister Frankreichs. Zuletzt schaffte er als Jugend- und Bildungsminister die besten Popularitätswerte. Attal eckt auch - das hat er mit dem frühen Macron gemeinsam - gerne an. Als Studenten gegen seine Bildungsreform demonstrierten, bezeichnete er sie als "egoistische Bobos". In der breiten Bevölkerung kam das freilich an.
Die Linke versucht ihn als "Rechtsabweichler" abzustempeln. Aber prallt damit ab.
Attals Partner ist ebenfalls Politiker
Privat lebt er mit Stéphane Séjourné, dem 38-jährigen Generalsekretär von Macrons Renaissance Partei zusammen. Sein Spitznahme: "Scharfschütze der Worte", weil er so flink auf alle Angriffe zu antworten weiß.
Attals soll jüngster Präsident werden
Das wird er jetzt freilich brauchen. Marine Le Pen führt in allen Umfragen mit 35 Prozent. Ihr junger Parteichef Jordan Bardella (28) gilt als äußerst beliebt und sogar potenzielle Alternative zu Le Pen. Macron versucht sein Mini-Me offensichtlich zum Gegen-Pol zu Bardela und Le Pen aufzubauen, um ihn 2027 zum nächsten Präsidentschaftskandidaten zu installieren. Wunderkind Attal wäre dann auch der jüngste Präsident der Geschichte. Dabei wird Attal wohl weiter klare Worte und auch Härte zeigen. Aber bis in den Èlysèe liegt noch ein weiter Weg ...