Erdbeben bei der Bundespräsidenten-Wahl. +++ Hofer 36,4% +++ Van der Bellen 20,4% +++ Irmgard Griss 18,5% +++ Andreas Khol 11,2% +++ Rudolf Hundstorfer 11,2% +++ Richard Lugner 2,4% +++ Stichwahl Hofer gegen Van der Bellen fix
Ein blauer Tsunami hat gestern unsere politische Landschaft auf den Kopf gestellt:
Norbert Hofer erringt bei der Präsidenten-Wahl die größtmögliche politische Sensation: Er holt gegen alle Wetten, die alle auf Van der Bellen gelautet hatten, nicht nur den Sieg im 1. Wahlgang, sondern mit 36,4 % auch ein Rekord-Ergebnis für die FPÖ.
Der größte Triumph in der Geschichte der FPÖ hat gestern bereits mit dem ersten – um 11.57 Uhr bekannt gewordenen – Detail-Ergebnis begonnen: In der kleinsten Gemeinde, Grameis, schaffte Hofer mit 6 Stimmen gleich Platz 1.
Hofer holt 60,7 Prozent in seiner Heimatgemeinde
Von da ab ging es nur noch steil bergauf: Schon in Vorarlberg, wo die Wahllokale als Erste schlossen, wurde Hofer mit 31 % klar Erster und überholte die in Vorarlberg beliebten Grünen. In der Steiermark schaffte Hofer dann die nächste Sensation: durchwegs mehr als 40 %. Und in Tirol demolierte der Burgenländer Hofer die Tiroler Khol und Van der Bellen in aller Brutalität mit 36 % zu 23 % (VdB) und blamablen 12 % für Khol.
Als Pinkafeld, seine Heimatgemeinde, schließlich sagenhafte 60,7 % für Hofer meldete, war der blaue Kandidat nicht mehr zu halten: Um 13.30 Uhr jubelte er bereits bei einem Anruf in der ÖSTERREICH-Redaktion: „Es ist nicht zu fassen – wir sind überall klar Erste.“ Und dann gerührt: „Mir rinnen erste Tränen der Freude und der Demut übers Gesicht!“
Hofers Erfolgs-Rezept: Er war nett, jung und rechts
Der neue Super-Star der FPÖ konnte seinen Erfolg auch deshalb kaum fassen, weil er zunächst für die Hofburg gar nicht kandidieren wollte:
„Ich bin zu jung“, sagte Hofer zunächst, als ihn die Partei nominieren wollte, weil Griss nicht gewünscht war, die Partei Straches Liebling Ursula Stenzel nicht wollte – und Hofer schließlich von Funktionären und Burschenschaftern in die Kandidatur gepusht wurde.
Im Lauf des Wahlkampfs wurde Hofer zum Ideal-Kandidaten: ein sympathischer, netter Protest-Politiker, der die Brutal-Ansagen der FP gegen Flüchtlinge auf Samtpfoten vertritt.
Hofer war ein stiller Sieger - er trank sogar nur Mineralwasser
Der Jubel in der FPÖ war gestern ab 17 Uhr nicht mehr zu bremsen: „Heute wurde Geschichte geschrieben“, verkündete HC Strache, als er zum feiernden Hofer stieß. „Die Österreicher haben politisch ein neues Zeitalter aufgeschlagen.“
Bis Mitternacht feierten mehr als 150 FP-Hardcore-Fans auf engstem Raum in der Parteizentrale ihren neuen Star.
„Wir sind nicht mehr aufzuhalten“, jubelte Strache.
Doch Hofer trank nur Mineralwasser – ein stiller Sieger.
Jetzt Stichwahl Hofer gegen Van der Bellen
Die Bundespräsidenten-Wahl wird nun im erwarteten Zweikampf zwischen Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen entschieden. Trotzdem hat der erste Wahlgang am Sonntag die Ausgangsposition verändert. Galt bisher Van der Bellen als Favorit, ist diese Rolle nun zu Hofer gewandert, der mit 36,4 Prozent einen Erdrutschsieg feierte. Sein grüner Kontrahent folgte mit 20,4 Prozent.
Watsche für SPÖ und ÖVP
Bei einer Wahlbeteiligung von vorläufig 60 Prozent setzte es für die Kandidaten der Koalitionsparteien ein Debakel. Fast schon ironisch ist, dass Andreas Khol (ÖVP) und Rudolf Hundstorfer (SPÖ) mit jeweils 11,18 Prozent untergingen. Vor der Briefwahl-Auszählung am Montag liegt der Schwarze gerade einmal 135 Stimmen vor dem Roten.
Griss mit 18,5 Prozent auf Platz 3
Deutlich besser schlug sich die parteifreie ehemalige OGH-Präsidentin Irmgard Griss mit 18,5 Prozent. Ihre Chancen für die Stichwahl wurden erst durch Van der Bellens Erfolge in Wien und Graz, wo er jeweils Platz eins eroberte, zunichtegemacht. Nichts mitzureden im Kampf um die Hofburg hatte der zweite unabhängige Kandidat. Für Baumeister Richard Lugner entschieden sich bloß 2,4 Prozent der Wähler.
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