Dringliche
Westenthaler hält Rundumschlag im Nationalrat
16.01.2008
Bei Westenthalers Rundumschlag gegen die Regierung lauschten 18 der 20 Regierungsmitglieder. Gusi verteidigte sich.
Von der BZÖ-Kritik an der Sozialpolitik der Bundesregierung wenig beeindruckt zeigte sich Bundeskanzler Alfred Gusenbauer (S) in der heutigen Sondersitzung des Nationalrats. Er habe den Eindruck, BZÖ-Chef Peter Westenthaler lebe "in einem anderen Land", erklärte er in seiner Replik auf die Dringliche Anfrage des BZÖ. Westenthaler hatte zuvor in seiner Rede eine vernichtende Bilanz über Gusenbauers "Politik der sozialen Kälte" gezogen. Wohl auf Grund der ebenfalls auf der Tagesordnung stehenden Pflege-Lösung saßen ungewöhnlich viele Regierungsmitglieder - 18 von 20, die SPÖ- Vertreter geschlossen, - auf der Regierungsbank.
Westenthalers Rundumschlag
Einen Rundumschlag gegen die Regierung
setzte der BZÖ-Chef in seiner Rede. Das neue "Schwamm-Drüber" Motto der
Koalition in Sachen Pflege sei symbolisch für deren Vorgangsweise, meinte
er. Wie Schwämme - "eine Spezies ohne Rückgrat", sauge sie sich an den
Geldtaschen der Österreicher fest: So sei die Pensionserhöhung in Wahrheit
eine Kürzung gewesen, da sie unter der Inflationsrate gelegen habe. Weiters
prangerte Westenthaler "permanente Schröpfaktionen" unter anderem im
Gesundheitswesen und bei den Autofahrern an.
Finanzminister Wilhelm Molterer (V) rief er dazu auf, 3,5 Milliarden Euro Steuereinnahmen für umfassende Reformen zur Entlastung der Bevölkerung in die Hand zu nehmen. Wie diese aussehen sollen, erklärt das BZÖ in einem Antrag für einen "Pakt für ein soziales Österreich", den es in der heutigen Sitzung ebenfalls eingebracht hat. Darin finden sich etwa die Forderung nach einem Teuerungsausgleich sowie sofortigen Steuerentlastungen. Sollte dieses nicht umgesetzt werden, dann legte Westenthaler der Regierung nahe, Neuwahlen auszurufen.
Pflege "Bauchfleck der SPÖ"?
Den geplanten
"Schwamm-Drüber"-Initiativantrag der Regierung in Sachen Pflege bezeichnete
Westenthaler als "Kapitalbauchfleck der Sozialdemokratie". Die SPÖ hatte
sich vor der neuen Lösung stets gegen eine Amnestieverlängerung
ausgesprochen. "Wieso habts ihr so lang gestritten, wenn ihr eh wieder in
die Knie geht und eine Pflegeamnestie macht?", fragte Westenthaler die
SPÖ-Abgeordneten. Als Zeichen dafür, dass Gusenbauers Regierung nicht mehr
als "Durchhalteparolen und Streit" biete, überreichte der BZÖ-Chef dem
Kanzler ein Kinderbuch mit dem Titel "Die kleinen Streithammel". Dieser
befand dessen Inhalt nach kurzem Durchblättern "bedeutend besser" als
Westenthalers Rede.
Gusenbauer unterstreicht gute Daten des Landes
Generell zeigte
Gusenbauer für die BZÖ-Rufe nach einer sozialeren Politik wenig Verständnis.
So habe man in Österreich laut jüngsten Arbeitsmarktdaten nicht nur eine
wirtschaftlich gute Situation, es sei auch der sozialpolitische Fortschritt
in keinem anderen europäischen Land "so sichtbar", wie in Europa. Zur
Untermauerung verwies Gusenbauer unter anderem auf die Pensionserhöhung, die
Verlängerung der Hacklerregelung bis 2013 und den "vollen
Sozialversicherungsschutz" für freie Dienstnehmer. Sukkus: Österreich ist im
Vergleich mit anderen Ländern sozialpolitisch gut aufgestellt. Auch einen
Gegenangriff auf die Orangen sparte Gusenbauer in seiner Rede nicht aus: für
deren "ständige Verunsicherung der Menschen" werde die Partei bei den Wahlen
"erneut die Rechnung präsentiert bekommen", so der Kanzler.