BZÖ-Chef Peter Westenthaler muss im Falle eines Strafantrages wegen Körperverletzung abermals um seine politische Immunität bangen.
Zuletzt wurde diese wegen des Verdachts der falschen Zeugenaussage im Zusammenhang mit der orangen Prügelaffäre aufgehoben. Um eine Kandidatur bei der Nationalratswahl muss Westenthaler zwar nicht fürchten, da ein Urteil nicht vor dem Wahltag zu erwarten ist. Ein Mandat könnte er aber bei einer eventuellen Verurteilung zu einer mehr als einjährigen Freiheitsstrafe verlieren.
Der genaue Gesetzestext
Geregelt ist der Ausschluss von der
Wählbarkeit in der Nationalratswahlordnung (NRWO) unter Paragraf 22. Dort
heißt es: "Vom Wahlrecht ist ausgeschlossen, wer durch ein inländisches
Gericht wegen einer oder mehrerer mit Vorsatz begangener strafbarer
Handlungen zu einer mehr als einjährigen Freiheitsstrafe rechtskräftig
verurteilt worden ist." Dieser Ausschluss endet nach sechs Monaten, die
Frist beginnt, sobald die Strafe vollstreckt ist. Ist die Strafe nur durch
Anrechnung einer Vorhaft verbüßt worden, so beginnt die Frist mit
Rechtskraft des Urteils.
Auch Mandat könnte verloren gehen
Auch die Aberkennung eines
Mandats erfolgt ab einer Freiheitsstrafe von mehr als einem Jahr. Dies
könnte theoretisch passieren, sollte Westenthaler nach einem Wiedereinzug in
den Nationalrat verurteilt werden. In der 90-jährigen Geschichte der
Republik ist dies übrigens erst einmal vorgekommen: 1998, beim
FP-Abgeordneten Peter Rosenstingl.
Ab dem Tag seiner Angelobung als Abgeordneter ist Westenthaler zwar unabhängig vom Tatzeitpunkt durch Immunität geschützt - allerdings nur dann, wenn die mutmaßliche Tat im Zusammenhang mit seiner Tätigkeit als Abgeordneter stand. Ob das der Fall war, wird der Immunitätsausschuss des Nationalrats entscheiden, sollte ein dahingehender Antrag der Behörden einlangen.
Immunität könnte abgesprochen werden
Während bei
Ehrenverletzungen der Immunitätsausschuss grundsätzlich eher nicht
ausliefert, ist das bei gewöhnlichen kriminellen Handlungen in der
Vergangenheit sehr wohl der Fall gewesen. Bei Anklage auf Körperverletzung
könnte der Immunitätsausschuss Westenthaler die Immunität absprechen. Sinn
der Immunität ist, dass die Abgeordneten gegen Willkür und Machtmissbrauch
der Exekutive geschützt werden.
Relikt aus der Monarchie
Historisch ist die Immunität ein Relikt
der Monarchie. Die Abgeordneten sollten so dem Zugriff des Kaisers entzogen
werden. Die Auslieferungspraxis des Nationalrates wurde im Lauf der Jahre
mehrmals geändert: So waren bis in die 70er Jahre selbst Verkehrsdelikte
durch die Immunität geschützt. Zwischen 1997 und 2002 wurde bei
Ehrenbeleidigungsdelikten in der Regel der Auslieferung zugestimmt. Seit
2002 wird bei Ehrenbeleidigungen wie Üble Nachrede grundsätzlich eher nicht
mehr ausgeliefert.