Die Zahl der Suspendierungen 2022/23 hat sich im Vergleich zu 2018/19 fast verdoppelt. Lehrer fordern Unterstützung durch Timeout-Klassen und Hilfsangebote für die Schüler.
Wenn Kinder und Jugendliche in der Schule wiederholt durch Gewalt auffallen, können sie für bis zu vier Wochen vom Unterricht ausgeschlossen werden. Und das passiert immer öfter, zeigt die Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der FPÖ durch Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP). Die Zahl der Suspendierungen 2022/23 hat sich im Vergleich zu 2018/19 fast verdoppelt.
Am Montagabend sprach Wiens Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) in der ZiB2 über immer mehr Suspendierungen an Schulen vor allem in der Bundeshauptstadt. Die Zahlen seien höchst problematisch und besorgniserregend, sagt Wiederkehr. Seit Corona seien sie nach oben gegangen. Die Corona-Zeit habe sich auch auf die psychische Gesundheit und das Verhalten von Jugendlichen ausgewirkt. Außerdem würden sich internationale Krisen wie der aktuelle Nahost-Konflikt auch in Wiener Klassenzimmern niederschlagen und zu Auseinandersetzungen führen.
Die Zahl der Suspendierungen sind vor allem in Wien nach oben gegangen. Gymnasien und Mittelschulen haben in Ballungsräumen ganz andere Herausforderungen – zum Beispiel in Ottakring im Vergleich am Wörthersee. "Wir brauchen mehr Ressourcen im Ballungsgebiet", fordert der Politiker. Im städtischen Bereich seien mehr Konflikte, weil die Zusammensetzung der Bevölkerung unterschiedlich sei. Man müsse zeigen: "An Grundwerte müssen sich alle halten, egal woher sie kommen", betont der Wiener Bildungsstadtrat.
Wiederkehr: "Wien hat eine große Last zu tragen"
"Wir brauchen mehr geregelte Migration. Wien hat eine große Last zu tragen", sagt Wiederkehr. Die meisten würden nach dem Asylverfahren nach Wien kommen. Viele Familienzusammenführungen würden in der Bundeshauptstadt stattfinden und nur Wien erfülle die Flüchtlingsquoten.
In Wien kämen auf 242.000 Schüler 97 sozial arbeitende Personen. "10 neue Sozialarbeiter wurden eingestellt", sagt Wiederkehr. Er sei auch dafür, dass für jede Schule ein Sozialarbeiter angestellt werde. "Jede Wiener Pflichtschule hat eine Lehrperson, einen Begleitlehrer, der sich für Konflikte unter Schülern kümmert", so der Bildungsstadtrat. Wiederkehr ist wie die Lehrergewerkschaft dafür Sanktionen für Eltern zu verhängen, die nicht mitarbeiten würden – Eltern müssten in die Verantwortung genommen werden.
Die meisten Suspendierungen gibt es an Mittelschulen. Wiederkehr halte aber wenig von dem Vorschlag die Strafmündigkeit heruntersetzen? "Gefängnis für 14-Jährige ist nicht adäquat", sagt Wiederkehr.
Er fordert, wie seine Parteichefin Meinl-Reisinger das feierliche Gelöbnis bei der Staatsbürgerschaftsverleihung auch umzusetzen. "Ich weiß in manchen Bundesländern ist das Gelöbnis in irgendeinem Besenkammerl", kritisiert Wiederkehr. In Wien habe man einen eigenen Festsaal dafür. Es gäbe es einen feierlichen Rahmen für das Gelöbnis.