FPÖ geht mit

Islam-Demo in Wien mit HC Strache

18.06.2010

Die Gegen-Demonstration linker Verbände will den "rassistischen Aufmarsch" stoppen.

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Keine Sonne über Wien: Begleitet von Regenschauern und heftigem Donnergrollen haben am Freitagnachmittag insgesamt rund 200 Leute gegen den Ausbau eines islamischen Zentrums in Floridsdorf demonstriert. Der Groll der von der "Bürgerinitiative Rappgasse " zusammengetrommelten Personen hielt sich indes in Grenzen. Stimmung kam erst auf, als FPÖ-Chef Heinz Christian Strache aufkreuzte. Überlegen in Lautstärke und Anzahl waren die rund 250 Gegendemonstranten, die einige Meter entfernt ihren Unmut über die Anrainerprotestkundgebung zum Ausdruck brachten.

Bürgerinitiative
Die Bürgerinitiative, die sich nach jener kleinen Floridsdorfer Gasse benannt hat, in welcher das betroffene Kulturzentrum steht, startete mit ihrer Veranstaltung um 14.00 Uhr am Spitz, wobei der Platz vor dem Amtsgebäude nicht einmal zur Gänze ausgefüllt war - Journalisten und Polizei inklusive. Nach einigen müde beklatschten Reden und vereinzelten Bravorufen kam kurz Leben in die Menschentraube, als Strache gegen 14.30 Uhr vorfuhr und die provisorische Bühne betrat.

HC sorgt für Stimmung
Immer wieder begleitet von "HC"-Chören versicherte der blaue Parteichef der Bürgerinitiative seine Unterstützung, "weil es wichtig ist, dass man sich nicht alles gefallen lässt". Strache zog über die "falsche Zuwanderungspolitik" der Wiener SPÖ her, durch die Parallel-und Gegengesellschaften entstünden und beschwor den "echten Wiener", der nicht untergehe, wenn man dies nicht zulasse. Der türkische Verein Atib - dieser betreibt das Islamzentrum - sei vom türkischen Staat gesteuert und habe keine Berechtigung, Gebetshäuser zu bauen: "Das ist so, als würde der ÖAMTC um einen Kirchenbau ansuchen."

"Wir sind keine Nazis"
Er habe freilich Respekt vor allen Religionen, auch vor dem Islam, trete aber gegen Fundamentalismus auf. "Wir sind keine Nazis und Rechtsextremisten, sondern aufrechte Demokraten", vergaß der FP-Chef nicht zu erwähnen - aber: Das Haus Österreich gehöre den Österreichern und diese müssten entscheiden dürfen, wer ein Gästezimmer beziehen dürfe und wer nicht. Es gebe schließlich eine Hausordnung - und dazu gehöre auch: "Keine Burkas und Vollvermummungen."

Laute Gegendemo
Während es für Ansagen wie diese am Spitz großen Applaus gab, waren einige Meter weiter auf der Floridsdorfer Hauptstraße Parolen wie "Strache ist ein Faschist" oder "Wiener Polizisten schützen die Faschisten" zu hören. Die Exekutive hatte den Bereich zwischen den beiden demonstrierenden Grüppchen hermetisch abgeriegelt. Laut Polizei gab es keinerlei Zwischenfälle - lediglich einige Identitätsfeststellungen "aus präventiven Gründen", sagte ein Sprecher der Exekutive.

Ohne Kreuz
Während Strache - anders als bei einer Anti-Islamzentrumsdemo im Vorjahr - das Kreuz zu Hause ließ, bemühte Rudolf Gehring, Chef der Christenpartei, ausführlich die höheren Mächte. "Der Wettergott ist traurig, weil wir auf die Straße gehen müssen. Der Himmel weint, weil uns die Politiker im Regen stehen lassen", interpretierte Gehring die unwirtlichen Wetterverhältnisse. Der glücklose Bundespräsidentschaftskandidat geißelte die "Scheinverträge" zwischen Stadt und Atib und forderte eine Volksbefragung über den Bau von islamischen Zentren.

Mehrere Redner
Leopoldine Weidinger, Sprecherin der Bürgerinitiative, versicherte, man hätte auch gegen einen Supermarkt, Heurigen oder eine Disco demonstriert, wäre diese in die Rappgasse 7 eingezogen. "Wohnqualität statt Lärmterror", war auf einem von gezählten drei Transparenten zu lesen. Alle Redner - darunter auch der einstige BZÖ-und nunmehr freie Floridsdorfer Mandatar Hans Jörg Schimanek und Hannelore Schuster, Sprecherin der ähnlich gesinnten Bürgerinitiative Dammstraße - betonten, es gehe ihnen nicht um die Einschränkung der Religionsfreiheit oder Islamfeindlichkeit, sondern um die Einhaltung der hiesigen Gesetze und die Durchsetzung der eigenen Rechte.

Das hielt die Gegendemonstranten freilich nicht davon ab, gegen den "rassistischen Aufmarsch" der "rechtsextremen Bürgerinitiative Rappgasse" zu protestieren. Von linken Gruppierungen wie der Sozialistischen Jugend, der Linkswende oder dem VSStÖ mobilisiert, fanden sich bereits ab 12.00 Uhr rund hundert Menschen am Franz-Jonas-Platz ein, um gegen 13.30 Uhr - mittlerweile auf 250 angewachsen - in Richtung Spitz zu ziehen. Neben einschlägigem Liedgut von den Toten Hosen bis Ton Steine Scherben wurde in Ansprachen die "rassistische und islamfeindliche Hetze" kritisiert, der man entschlossen entgegentreten müsse. Es sei nicht gegen die Parallelgesellschaften der Muslime, sondern gegen jene von Strache und den "Kellernazis" vorzugehen, so der Tenor.

Das eine differenzierte thematische Auseinandersetzung auf beiden Seiten nicht unbedingt Programm war, zeigte sich auch an der Aussage eines Passanten, der offenbar gegen den Zentrumsausbau war und sich von den Vorwürfen der Gegendemonstranten angesprochen fühlte. "Dann san ma halt Nazis - und ihr seids Kommunisten", so sein Fazit. Beide Demos waren gegen 15.00 Uhr beendet.

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