Strache: Stadtchef hinterlasse "alles andere als ein wohlbestelltes Haus" - SPÖ weist Kritik zurück.
Die Wiener FPÖ appelliert an die Wiener SPÖ, doch "fair" zu sein - und in der Bundeshauptstadt Neuwahlen abzuhalten. Denn dies wäre nach dem Rückzug von SP-Landesobmann und Bürgermeister Michael Häupl angebracht. Der Stadtchef hinterlasse "alles andere als ein wohlbestelltes Haus", kritisierte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache am Dienstag in einer Pressekonferenz.
"Keiner wollte Rot-Grün"
Bei der Entwicklung, die Wien unter Bürgermeister Häupl genommen habe, sei es nur "anständig und ehrlich", die Wiener erneut zu den Urnen zu rufen. Denn man habe die Bevölkerung nach der letzten Wahl bewusst angelogen: "Keiner wollte Rot-Grün." Strache rechnet laut eigenen Angaben aber selbst nicht damit, dass die nächste Gemeinderatswahl (die laut Plan 2020 stattfindet, Anm.) vorgezogen wird.
Den Abschied Häupls begrüßte der Chef-Blaue ausdrücklich: "Seine Ankündigung, sich im Jänner zurückzuziehen, ist mehr als erfreulich und für die Stadt ein Segen." Häupl hatte am Wochenende im Gespräch mit der APA den Fahrplan für seinen Rücktritt präzisiert. Der Parteitag, wo die Rochade vollzogen wird, soll Ende Jänner stattfinden, wobei noch offen ist, wer dem Langzeit-Stadtchef folgt. Das Bürgermeisteramt wiederum wird Häupl zu einem späteren, noch nicht genannten Zeitpunkt übergeben.
FPÖ spricht von "Schreckensbilanz"
Die FPÖ zog über die Amtszeit Häupls heute eine "Schreckensbilanz". Strache und der Wiener Vizebürgermeister Johann Gudenus bekrittelten etwa "Rekordschulden", eine "Rekordarbeitslosigkeit" sowie eine Massenzuwanderung, die dafür sorge, dass die Mindestsicherung explodiere. Das Arbeitsmarktservice, so berichteten die Freiheitlichen zudem, zahle Flüchtlingen sogar den Führerschein. Häupl scheine sich "fünf vor zwölf" nun zurückzuziehen.
"Die Attacken der FPÖ gegen unsere wunderbare Stadt entbehren jeglicher Logik", zeigte sich die Wiener SPÖ-Landesparteisekretärin Sybille Straubinger in einer Reaktion erstaunt. Häupls Leistungen seien mit der lebenswertesten Stadt der Welt "untrennbar verbunden", versicherte sie in einer Aussendung. Die "Glanzleistung" der FPÖ sei es hingegen etwa gewesen, mit Kärnten ein ganzes Bundesland in den Ruin zu treiben.
Dass Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) in einem Interview nun seine Bereitschaft bekräftigt hat, für den Parteivorsitz anzutreten, hat unterdessen die NEOS auf den Plan gerufen. Sie sprechen sich gegen Ludwig als Nachfolger aus: "Michael Ludwig ist in den verkrusteten Strukturen groß geworden und hat es sich darin fein eingerichtet", kritisierte die Wiener Parteichefin Beate Meinl-Reisinger am Dienstag in einer Aussendung.