Vor dem Kollaps

Pflichtschulen am Rande des Kollaps

09.10.2019

Die vielen Reformen der letzten Jahre haben Wiens Pflichtschulen an den Rand des Kollaps gebracht.

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© Symbolbild / Getty Images
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Wien. Thomas Krebs, der Vorsitzende der Personalvertretung der 14.000 Wiener PflichtschullehrerInnen, bezeichnet das Zusammentreffen der größten Reformen der letzten Jahre – das neue Dienstrecht, die neue LehrerInnenausbildung und das Bildungsreformgesetz, die unter den sozialdemokratischen Bildungsministerinnen Schmied, Heinisch-Hosek und Hammerschmid beschlossen worden sind – als besondere Belastungen für die Schulen: „Diese Reformen zeigen, wie sehr sich die Politik in ihren gesetzlichen Vorgaben von der schulischen Praxis entfernt hat“, konstatiert Thomas Krebs und appeliert an die künftige Bundesregierung, dringend erforderliche Maßnahmen zu setzen.

„Es hakt an allen Ecken und Enden. Wien hat mit zusätzlichen, teils hausgemachten, Problemen zu tun. Es fehlen vor allem im Volksschul- und Sonderschulbereich LehrerInnen. Außerdem stellt Wien als Schulerhalter nicht ausreichend Supportpersonal zur Verfügung. Aufgrund der besonderen Belastung und fehlender Anreize wandern viele KollegInnen in andere Bundesländer oder in andere Berufe ab. Dieser Trend reißt nicht ab! Das teure, umständliche Wiener Schulverwaltungsprogramm WISION erschwert die Arbeit der Schulleitungen, anstatt diese zu erleichtern“, warnt Vorsitzender Thomas Krebs.

Auch die Umstrukturierung des ehemaligen Stadtschulrates in die Bildungsdirektion und die unprofessionelle Umsetzung durch die Wiener Landesregierung stellen die Schulen vor große Probleme. „Seit 2017, als das Bildungsreformgesetz unter der damaligen Ministerin Hammerschmid beschlossen worden ist, machen die massiven Veränderungen im Dienstweg und in den Zuständigkeiten den Schulen große Probleme. SchulleiterInnen verbringen jetzt Stunden am Telefon, um mühsam herauszufinden, wie früher einfache Arbeitsabläufe unter den neuen Bedingungen der Bildungsdirektion funktionieren könnten. Die Wiener fcg-VertreterInnen haben 2017 als einzige Gruppierung vehement vor den schwerwiegenden Folgen des Bildungsreformgesetzes gewarnt. Unsere Warnungen wurden damals in den Wind geschlagen. Alle, die sich heute über die Auswirkungen des Gesetzes aufregen, haben damals geschwiegen oder das Gesetz sogar unterstützt!“, kritisiert Thomas Krebs.

Als oberster Wiener Personalvertreter fordert Krebs, dass WISION durch ein probates Verwaltungsprogramm ersetzt wird: „Die Schulen benötigen endlich eine klare Behördenstruktur, da Wien es seit 1.1.2019 nicht geschafft hat, diese aufzustellen. Unsere Wiener Schulen und die Schulleitungen benötigen wieder Sicherheit und Zuverlässigkeit. Wir brauchen wieder Zeit für das Wesentliche“, meint Krebs abschließend.

 

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