Wiener SPÖ steht vor einer dramatischen Zerreißprobe.
In 10 Tagen will SP-Chef Michael Häupl am Parteivorstand den Umbau seiner Stadtregierung bekannt geben, um sich selbst als Bürgermeister zu retten. Dem Zorn der Basis in den großen SPÖ-Bezirken Floridsdorf, Donaustadt, Simmering etc. sollen die beiden Stadträtinnen Sonja Wehsely und Sandra Frauenberger geopfert werden – Häupl will mit neuen Stadträten einen SPÖ-Neustart ansagen. Ob ihm das gelingt, ist zweifelhaft. Wiens SPÖ ist völlig zerstritten. Die großen Bezirke 10, 11, 21, 22 und 23 stellen Häupl mittlerweile offen infrage und wollen Wohnbau-Stadtrat Michael Ludwig als neuen Bürgermeister. Häupl will freilich (noch) nicht gehen und der loyale Ludwig will ihn nicht offen stürzen.
Am SPÖ-Parteitag im April gibt es vier Möglichkeiten:
- Variante 1: Häupl tritt ohne Gegenkandidat an, bekommt eine „Abstimmungs-Watsche“, macht aber weiter.
- Variante 2: Der Unmut gegen Häupl ist so stark, dass die großen Bezirke Ludwig als Gegen-Kandidaten nominieren– ein brutales Duell.
- Variante 3: Häupl tritt vor dem Parteitag ab – und die Schlacht um den Nachfolger beginnt. Auf der Liste: Parlaments-Klubchef Schieder (Manko: als Lebensgefährte von Wehsely gehört er zur linken „Frauenfraktion“), Rathaus-Klubchef Christian Oxonitsch oder Ludwig, der Favorit auf eine Stimmen-Mehrheit.
- Variante 4: Häupl tritt ab, inthronisiert aber noch seine(n) Nachfolger(in). Als „Kompromiss-Kandidaten“ für Bürgermeister(in) und SP-Chef(in) werden verstärkt zwei Frauen genannt, die das Zeug zur Einigung der Partei hätten: Umwelt-Stadträtin Ulli Sima und, als immer heißerer Tipp, Parlaments-Präsidentin Doris Bures.