Kürzungen beim Überstundenzuschlag erteilt man eine Absage.
Metaller und Chemiearbeiter haben sich am Donnerstag Nachmittag zur zweitgrößten Gewerkschaft im ÖGB zusammengeschlossen. Der Name der Produktionsgewerkschaft lautet PRO-GE. Als erster Chef designiert ist Rainer Wimmer , der schon in den letzten Monaten die Metaller geschäftsführend geleitet hatte. Dieser machte in seinem Kurzreferat zum Auftakt des ersten gemeinsamen Kongresses schon einmal klar, dass auch unter seinem Vorsitz die Arbeitgeber-Seite nicht alle Wünsche erfüllt bekommen wird.
Flexibilisierung
Wimmer zeigte sich zwar überzeugt, dass die nun
anlaufenden Gespräche über die Arbeitszeit-Flexibilisierung in der
Metall-Branche gut verlaufen würden. Jedoch machte er klar, dass auch die
Wünsche der Arbeitnehmer berücksichtigt werden müssten. Eine Kürzung der
Überstunden-Zuschläge werde es keinesfalls geben. Die von den Dienstgebern
gewünschte Arbeitszeitflexibilisierung hatte heuer die Herbstlohnrunde
belastet, war zuletzt aber doch aus den KV-Verhandlungen ausgelagert worden.
Klassische Rede
Insgesamt fuhr Wimmer in seiner Rede ein
klassische Gewerkschaftsprogramm mit der Devise: "Wir brauchen einen
radikalen Kurswechsel." Der künftige PRO-GE-Chef verlangte eine
Erhöhung der Nettoersatz-Rate beim Arbeitslosengeld auf zumindest 60 Prozent
und eine höhere Vermögensbesteuerung. Es sei auch absurd, wenn
Spekulationsgeschäfte, die er ohnehin ablehne, dann noch steuerfrei seien.
Prominenz vor Ort
Zur Eröffnung des Gewerkschaftstages war jede
Menge Prominenz erschienen. Neben Bundespräsident Heinz Fischer und
Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (S) kamen unter anderem
ÖGB-Präsident Erich Foglar, als Vertreter der Regierung Gesundheitsminister
Alois Stöger (S), für die ÖVP Klubchef Karlheinz Kopf und für die
Arbeitgeber Metaller-Chefverhandler Hermann Haslauer ins Wiener Austria
Center. Wiens Bürgermeister Michael Häupl (S) hatte seine Teilnahme
kurzfristig abgesagt.
Zusammenschluss
Der Zusammenschluss der beiden Gewerkschaften
reduziert die Zahl der Teilorganisationen des ÖGB auf sieben. Die PRO-GE
überholt von ihrer Mitgliederzahl her mit knapp 250.000 die
Beamten-Gewerkschaft und ist nach der GPA nun die zweitgrößte
Einzelgewerkschaft. Der offizielle Fusionsbeschluss wird noch heute
Nachmittag gefällt. Am frühen Abend steht dann auch das Wahlergebnis für den
Vorsitzenden fest. Wimmer ist der einzige Kandidat. Nachdem er schon in der
(klar dominierenden) sozialdemokratischen Fraktion rund 98 Prozent erhalten
hatte, ist ein gutes Ergebnis zu erwarten.
Änderungen gibt es auch in der Führungsebene darunter. Chemiearbeiter-Chef Alfred Artmäuer, der bei der Kongresseröffnung nochmals den nicht immer unumstrittenen Zusammenschluss bewarb, wird einer der stellvertretenden Vorsitzenden. In die gleiche Funktion rücken die bisherigen Metaller-Bundessekretäre Karl Haas und Franz Riepl auf. Deren operativ wichtige Jobs gehen an Rene Schindler und Manfred Anderle, der im Kampf um die Nachfolge Foglars bei den Metallern Wimmer in einer Kampfabstimmung unterlegen war. Neu dazu kommt von den Chemiearbeitern Peter Schissler, Manfred Felix bleibt als einziger aus dem bisherigen Sekretärsteam erhalten.
Frauenquote
Eher erbärmlich ist die Frauenquote. Die
Bundessekretäre sind alle männlich und unter den neun stellvertretenden
Vorsitzenden gibt es mit Renate Anderl gerade einmal eine Frau.
Nationalratspräsidentin Prammer warb dann auch dafür, die Anliegen der
Frauen nicht zu vergessen.