Kirchenkrise

"Wir sind Kirche" für Kirchenbeitragsboykott

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Rund um die umstrittene Bischofsernennung des Vatikans ruft die Plattform "Wir sind Kirche" zu einem Kirchenbeitragsboykott auf.

"Es ist besser, den Beitrag auf Eis zu legen, als aus der Kirche auszutreten. Mit gemeinsamen finanziellen Aktionen sind Veränderungen in der Kirche eher herbeizuführen als mit einem Austritt", meinte der Vorsitzende Hans-Peter Hurka am Mittwoch.

Solidaritätskonto
Ein "Solidaritätskonto", auf den der Kirchenbeitrag vorübergehend eingezahlt werden kann, sei in Vorbereitung. "Wenn sich die Lage gebessert hat, kann das Geld wieder an die Kirche überwiesen werden", sagte Hurka. Rechtliche Fragen würden derzeit abgeklärt. Interessenten könnten sich bei der Plattform über Details zu dem Konto informieren.

Austrittswelle auch in TirolI
In Tirol zeichnet sich nach den umstrittenen Entscheidungen in der katholischen Kirche eine Austrittswelle ab. Allein im Bezirk Innsbruck-Stadt sind am Mittwoch 15 Anträge eingegangen. Seit Jahresanfang wurden 123 vollständige Anträge an die Bezirkshauptmannschaft Innsbruck geschickt. Im Jahr 2008 sind insgesamt 924 Menschen aus der römisch-katholischen Kirche ausgetreten.

"Es gehen zahlreiche Mails bei uns ein, in denen Gläubige ihrem Unmut Luft machen und auch konkret ihren Austritt ankündigen", sagte auch der Leiter der Kirchenbeitragsstelle. Die Situation sei momentan "sehr virulent". Er versuche nun die Leute zu beschwichtigen und sie dazu zu bewegen, ihre Entscheidung noch einmal zu überdenken.

Im Schnitt 104 Euro Kirchenbeitrag pro Jahr
Mit der Verdoppelung der steuerlichen Absetzbarkeit des Kirchenbeitrags von 100 auf 200 Euro erfüllt die SPÖ-ÖVP-Regierung den Kirchen, allen voran der Katholischen, einen lange und oft geäußerten Wunsch, wenn auch nicht zur Gänze. Der "Löwenanteil der Zahler" entrichtet ohnehin "kleine Beiträge", wurde am Mittwoch in der Erzdiözese Wien betont. Der durchschnittliche Kirchenbeitragszahler entrichtet 104 Euro pro Jahr; 386 Millionen Euro nahm die Katholische Kirche 2008 an Kirchensteuer ein.

Von den rund 5,6 Millionen Katholiken in Österreich sind laut Erzdiözese Wien 3,7 Millionen beitragspflichtig. Zu entrichten sind knapp ein Prozent vom steuerpflichtigen Einkommen, Zahlungsbefreiungen sind aus sozialen Gründen möglich. Die Diözesen legen zudem einen sogenannten "Mindestkirchenbeitrag" fest, der in Wien etwa zwölf Euro, in anderen Diözesen bis zu 18 Euro beträgt. Zudem gibt es diverse "Absetzbeträge" (Kinder, Alleinverdiener). In manchen Diözesen kann man bis zu 50 Prozent der Kirchensteuer für bestimmte kirchliche Organisationen, etwa die Caritas, zweckwidmen.

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