Wien. Die Wiener Hofburg war gestern, am Freitagabend, erneut Schauplatz des freiheitlichen Akademikerballs. Große Kritik gab es bereits im Vorfeld an der Teilnahme von Johann Gudenus und dem Chef der rechtsextremen Identitären Martin Sellner. Obwohl die FPÖ in Vergangenheit immer wieder die Distanz zu den Identitären betont, kamen sie sich am WKR-Ball dann doch recht nahe.
Immerhin reichte es zu Selfies und gemeinsamen Videos, die auf Twitter geteilt wurden. Zum Beispiel stand Norbert Hofer für ein gemeinsames Foto mit dem Identitären Edwin Hintsteiner zur Verfügung. Laut Hintsteiner soll sich Hofer bei ihm bedankt haben, dass er da sei.
Im Netz sorgte das Bild bereits für Aufregung: "Unfassbar! Ungenierter kann man nicht mehr mit dem rechtsextremen braunen Narrensaum unserer Gesellschaft kollaborieren", schreibt ein User. "Wie konnte das nur passieren? Hofer wollte unbedingt oder?", schreibt ein anderer.
Kritik an Hofer nach Selfie mit Identitärem
FPÖ-Chef Norbert Hofer ist nach einem Selfie mit einem Mitglied der Identitären am gestrigen Akademikerball mit Kritik konfrontiert. SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch meinte am Samstag via Twitter: "Mit Identitären Selfies machen und zugleich mit ihnen nichts zu tun haben, geht nicht zusammen."
"Dies zeigt einmal mehr Nähe und nicht die vielbehauptete Distanz", so Deutsch. Hofer hatte mit dem Salzburger Identitären-Chef Edwin Hintsteiner posiert, der das Foto dann auch auf Twitter veröffentlichte und mit den Worten "Ich finde den Akademiker-Ball so schön" kommentierte.
Kritik an der am Akademikerball gehaltenen Rede Hofers kam auch von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache. "Multikulti-Haimbuchner (der oberösterreichische FPÖ-Chef, Anm.) und St. Georgs-Orden @norbertghofer sprechen von einer 'Vertiefung ihrer Ideologie' - das ist wahrscheinlich die angestrebte endgültige Fusion der Hofer-FPÖ mit der ÖVP von @sebastiankurz", ätzte Strache, der sich zuletzt einen Antritt für die Partei "Allianz für Österreich" (DAÖ) bei der Wien-Wahl offen gelassen hatte.
Hintsteiner postet SS-Lied-Zeile
Der Identitäre Hintsteiner postete später auch noch zu einem Bild die Zeile aus einem SS-Lied. "Wenn alle untreu werden ...", schreibt er zu einem Foto mit einem anderen Ball-Besucher. Die Zeile kommt auch bei einem Burschenschafter-Studentenlied vor, gilt aber auch als SS-Lied.
Martin Sellner, Chef der rechtsextremen Bewegung, soll laut "FPÖ Fails" mit Roman Möseneder vom RFJ Salzburg herumgealbert haben und die Videos dann auf Twitter geteilt haben.
Proteste gegen WKR-Ball
Der FPÖ-Akademikerball in der Wiener Hofburg am Freitag war auch heuer wieder von Protesten begleitet. Rund um den Heldenplatz gab es erneut Platzsperren, gröbere Zwischenfälle blieben laut Polizei aus. Am Ball selbst trat nach dem Ibiza-bedingten Rücktritt von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache diesmal dessen Nachfolger Norbert Hofer ans Rednerpult - und hob die Bedeutung der Korporationen hervor.
Das Tanzereignis, das von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer gesehen wird, brachte heuer etwas weniger Demonstranten auf die Straße als im Vorjahr. Laut Polizei versammelten sich bei der Schlusskundgebung vor der Oper rund 1.200 Personen. Die Demo-Organisatoren der "Offensive gegen Rechts" schätzten die Teilnehmerzahl letztlich auf 2.200. Gegen 20.00 Uhr lichteten sich die Reihen.
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