Drei Parteien empört
Wirbel um Sitzungstermin des Nationalrats
10.09.2008
Der Termin der angekündigten Sondersitzung des Nationalrats steht fest: Freitag. ÖVP, Grüne und BZÖ sind darüber empört.
Die mit Spannung erwartete Sondersitzung, in der Faymanns Teuerungs-Paket beantragt werden soll, wird bereits am Freitag ab 11 Uhr stattfinden. Die ÖVP ist empört. Die Entscheidung für diesen Termin, den SPÖ und FPÖ angepeilt hatten, war von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer gegen den Willen der ÖVP getroffen worden. Diese Vorgangsweise sei "höchst bedenklich", meinte der Zweite Nationalratspräsident Michael Spindelegger. Zum ersten Mal in der Zweiten Republik mache sich eine Präsidentin "zur parteipolitischen Handlangerin ihrer Fraktion".
ÖVP: Minderheit vs. Mehrheit
Spindelegger verwies darauf,
dass neben der Volkspartei auch BZÖ und Grüne gegen diesen Termin gewesen
seien. Damit entscheide nun die Minderheit gegen die Mehrheit.
Grüne: "Vorbereiteter Paarlauf"
Auch die Grünen
zeigten sich empört - und sehen dahinter einen "vorbereiteten Paarlauf"
zwischen SPÖ und FPÖ. Die beide Parteien hätten offenbar bereits ein
"fertiges Paket" in Sachen Mehrwertsteuer-Senkung auf Lebensmittel, mutmaßte
sie. Die Vorgangsweise bezeichnete sie - wohl auch in Anspielung auf die
Reihenfolge der Gesprächstermine (die Grünen kommen erst nach der FPÖ an die
Reihe) - als "nicht nachvollziehbar und unfair".
BZÖ: SPÖ setzt Einigung selbst aufs Spiel
BZÖ-Klubobmann
Peter Westenthaler erinnerte daran, dass das Gespräch von Spitzenkandidat
Jörg Haider mit SPÖ-Chef Werner Faymann erst wenige Stunden vor dem Plenum
stattfinde. "Eine Friss-Vogel-oder-Stirb-Strategie der SPÖ werden wir
keinesfalls dulden", betonte Westenthaler. Die SPÖ setze mit dieser
Provokation eine Einigung selbst aufs Spiel.
SPÖ weist Kritik zurück
Die SPÖ wies diese Kritik
zurück. Erstens ermögliche ein früherer Termin eine ausführlichere Beratung
der eingebrachten Gesetzesinitiativen in allfälligen Ausschüssen und
zweitens sei die Nationalratspräsidentin damit der üblichen Praxis gefolgt,
nämlich bei der Festsetzung des Termines dem Vorschlag der einbringenden
Fraktion zu folgen, betonte Klubobmann Josef Cap.
Diese Punkte kommen
In den nächsten zwei Tagen müssen jetzt all
jene Gesetzesanträge fixiert werden, die noch vor der Wahl den Nationalrat
passieren sollen. Angekündigt sind unter anderem Initiativen zur Senkung der
Mehrwertsteuer auf Lebensmittel, eine Verlängerung der Hacklerregelung, ein
Pflegepaket, eine Erhöhung der Familienbeihilfe, die Abschaffung der
Studiengebühren sowie die Einführung eines "Papa-Monats".
Die entsprechenden Gesetzesanträge sollen nach der Sondersitzung den
zuständigen Ausschüssen zugewiesen und am 24. September im Plenum
beschlossen werden.