Nach WKR-Ball in Wien
FPÖ-Politiker ortete "Pogrom-Stimmung"
02.02.2012
FP-Europa-Abgeordneter Obermayr ließ mit heiklem Vergleich aufhorchen.
Nach FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache
hat nun auch der freiheitliche Europa-Abgeordnete Franz Obermayr einen heiklen Vergleich für die Demonstrationen gegen den Ball des Wiener Korporationsrings (WKR) verwendet: "In Wien war Pogrom-Stimmung", sagte er am Donnerstag zur APA. Es habe eine "geifernde Hatz" auf 16-und 17-Jährige und auf Frauen stattgefunden. Menschen, die den Ball besuchen wollten, seien beim Aussteigen attackiert worden.
Obermayr, der auch Präsident des Trägervereines des Linzer Burschenbundballs am 11. Februar ist, kritisierte, dass die Demonstranten bis auf 50 Meter an die Hofburg herangelassen worden seien. Er hoffe, dass das in Linz anders sein werde. Denn sonst sei zu befürchten, dass Gäste mit Wurfgeschoßen attackiert würden und es für die Exekutive zu einer eskalierenden Situation komme, so der Europa-Parlamentarier.
Obermayr war es auch, der führende Rechtsaußen-Politiker zum Ball der Burschenschafter in Wien eingeladen hatte. Darunter die "Front National"-Anführerin und französische Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen, der schwedische Parlamentarier Kent Ekeroth der "Schwedendemokraten" sowie Philip Claeys vom belgischen "Vlaams Belang".
"Gezielte Provokationen"
Beim kolportierten Reichskristallnacht-Sager von Strache und dem Pogrom-Vergleich von Obermayr könne es sich "ganz offensichtlich nur um gezielte Provokationen handeln", reagierte die Menschenrechtssprecherin der oberösterreichischen Grünen, Maria Buchmayr, in einer Presseaussendung.
Sie forderte, dass diese "völlig unhaltbaren Vergleiche" ebenso ein Ende haben müssten wie die zusehends inakzeptable Wortwahl in dieser Debatte. Dass Obermayr die friedlichen Demonstrationen vor der Hofburg pauschal als "geifernde Hatz auf 16- und 17-Jährige und auf Frauen" diffamiere, reihe sich nahtlos an das von Strache in der ZiB2 gebetsmühlenartig gezeichnete Zerrbild der "weinenden Frauen" ein, so Buchmayr.
Proteste gegen Burschenbundball in Linz
Nach den Protesten gegen den WKR-Ball in Wien wird voraussichtlich auch der Burschenbundball in Linz von einer Demonstration begleitet werden. Sie wurde von der Grüne & Alternative StudentInnen (GRAS) Linz bereits angemeldet. Kritik gibt es auch an der Eröffnung durch einen Vertreter der Johannes Kepler Universität sowie den angekündigten Ballbesuch von LH Josef Pühringer (V).
Der Präsident des Ball-Trägervereines, Franz Obermayr, erwartet rund 800 Gäste. Jeder könne eine Karte erwerben. "Wir sind nicht für einen Krieg vorbereitet, sondern einen gemütlichen Abend", sagte er gegenüber der APA. Zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen außer der üblichen Security werde es daher nicht geben. Das Geschehen vor dem Gebäude sei Sache der Sicherheitsbehörden. Er könne nur hoffen, dass Linz und Oberösterreich "klug handeln" und die Demo nicht wie in Wien "bis 50 Meter" an die Ballveranstaltung heran lasse.
Das "Bündnis gegen das Korporierten-Unwesen" ruft für 18.00 Uhr zu einer Kundgebung auf. Sie steht unter dem Motto "Burschis auffressen". Die Initiatoren erwarten "eine breite Beteiligung aus ganz Oberösterreich", auch Organisationen aus anderen Bundesländern hätten sich bereits angekündigt, so die GRAS als Sprachrohr der Plattform. Man wolle auch in Linz eine breite Diskussion über deutsch-nationale Burschenschaften entfachen.
Es handle sich bei dem Burschenbund-Ball um keinen freiheitlichen Ball, betonte Obermayr. Verbindungen würden parteifrei agieren, es gebe auch Gäste aus ÖVP oder SPÖ. Für Aufregung sorgte dabei etwa der Ballbesuch von Pühringer. Auf der Homepage der Veranstalter steht zu lesen, dass der Ball traditionell vom Landeshauptmann und vom Uni-Rektor eröffnet werde. Es hagelte Kritik von SPÖ, Grünen und KPÖ. Die ÖVP stellte dann aber klar, dass Pühringer nur als Besucher anwesend sein werde.