Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Die FPÖ wird heute also – mit höchster Wahrscheinlichkeit – Philippa Strache ihr frei gewähltes Nationalratsmandat durch absurde Tricks wegnehmen. Man will den Namen Strache in der FPÖ „ausradieren“.
Das ist nicht nur demokratiepolitisch ein Skandal, weil hier Wähler betrogen werden, sondern auch gesellschaftspolitisch. In welcher Zeit leben wir eigentlich? Im Mittelalter, wo Frauen für ihre Männer haften und wie Hexen verbrannt werden?
Philippa Strache hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Sie hat mit dem Ibiza-Video nichts zu tun, hat keine Spesen kassiert. Im Gegenteil: Sie hat sich nach diesem Super-GAU großartig verhalten. Und: Ihr Gehalt als TV- und Social-Media-Redakteurin der FPÖ mag übertrieben sein, ist aber legal – auch Ehefrauen dürfen einen Job haben.
Wenn Norbert Hofer nur einen Funken Interesse daran hat, seine Partei über die extrem rechten Macho-Stammwähler hinaus auch für Frauen attraktiv zu machen, sollte er sich sein Polit-Attentat auf Philippa Strache zweimal überlegen. Denn:
Welche Frau soll in Zukunft FPÖ wählen, wenn sie beobachten muss, wie eine engagierte Mutter und Ehefrau von einer Männerpartei auf übelste Weise gemobbt, erpresst und schließlich erledigt wird?
Welche Frau soll sich nicht von der FPÖ mit Grausen abwenden, wenn sie erfährt, dass diese Männerpartei im Jahr 2019 nur noch blamable 16 % (!) Frauenanteil unter ihren Abgeordneten hat?
Und welcher Tierfreund kann einer Partei vertrauen, die wochenlang ihre Tierschutz-Abgeordnete promotet und sie dann killt – worauf das Parlament wieder fünf Jahre lang ohne engagierte Stimme für Tiere auskommen muss.
Manchmal entlarvt sich Politik nicht nur als dreckiges Geschäft, sondern die Parteien als professionelle Wählerbetrugsmaschinen. Im Fall Philippa Strache ist das besonders grauslich. Sippenhaftung wie im Mittelalter? Das finde ich zum Kotzen.