Ein Kommentar von ÖSTERREICH-Herausgeber Wolfgang Fellner.
Sebastian Kurz macht in diesem ÖSTERREICH-Interview seine erste Kanzler-Ansage. Und sie ist überraschend – kein Wort von weniger Flüchtlingen oder härteren Asylverfahren– nein, Kurz sagt die große Steuerentlastung an. Der 30-jährige Jungspund spürt die Trends früher als alle anderen. Und er weiß: Diese Wahl wird über die Geldbörse entschieden. Wer den Österreichern weniger Steuern und mehr Jobs bietet, wird gewinnen.
Mit der Kurz-Ansage ist der Wahlkampf eröffnet – immer spannender wird die Frage: Wer wird am 15. 10. gewinnen? Wer kann Kanzler?
Der klare Favorit ist in meinen Augen – trotz Umfragen – der regierende Kanzler. Christian Kern hat den Kanzlerbonus, hat beste Sympathiewerte, ist bürgernah.
Kern hat den Vorteil, dass die Wirtschaft besser läuft. Und er kann versprechen, was die Österreicher lieben: Stabilität. Motto: Lasst den Kanzler ohne die böse ÖVP weiter arbeiten – und seinen respektablen „Plan A“ umsetzen.
Spannendster Herausforderer ist Sebastian Kurz. Er hat es als jüngster Außenminister geschafft, nichts falsch zu machen. Er steht für die neue Generation. Er gibt bis heute die Themen vor. Ein rot-weiß-roter Macron, fast ein Austro-Kennedy.
Zwei gute Kandidaten – aber wer hat den besseren Wahlkampf? Das bessere Konzept?
Der dritte wird es schwer haben: HC Strache muss seinen Platz erst finden. Das Stimmungsbarometer steht derzeit nicht auf Protest – sondern pro Europa, pro Stabilität, pro Neustart. Aber: Die Mehrheit (siehe Le Pen) will Neustart ohne rechtes Chaos.
Strache braucht einen Mega-Wahlkampf, um Kern und Kurz zu überholen. Schafft er den, wird aus dem Duell ein Dreikampf – und alles ist möglich. Führen aber Kern und Kurz das Land in ein Zweier-Duell Links gegen rechts, bleibt Strache übrig. Sein Trost: Er wird neuer Vizekanzler – bei Schwarz und in Kürze auch bei Rot.