Ein Kommentar von oe24-& ÖSTERREICH-Chefredakteur Niki Fellner.
Pamela Rendi-Wagner hat gestern in einer Kamikazeaktion verkündet, dass sie ihrer Partei die Vertrauensfrage stellt.
Aus Rendis persönlicher Sicht mag der Zeitpunkt strategisch klug gewählt sein. Ein halbes Jahr vor der Wien-Wahl, bei der es für die SPÖ bekanntlich um alles geht, wird sich die Basis nicht trauen, ihre Parteivorsitzende öffentlich zu desavouieren. Jedes Ergebnis über 80 % zementiert Rendi-Wagner zumindest für die nächsten Jahre ein. Und Rendi hat scheinbar erstmals das getan, was ihr viele immer vorgeworfen haben: Sie hat ihre Entscheidung diesmal ohne Berater, aus dem Bauch heraus getroffen.
Aus SPÖ-Sicht ist die Mitgliederbefragung zur Parteichefin hingegen ein Egotrip, der die ganze Partei schwer beschädigt. Die Wiener Genossen stehen kurz vor ihrer wichtigsten Wahl wie die begossenen Pudel da.
Statt sich auf den Wien-Wahlkampf zu konzentrieren, hat der Wiener Bürgermeister jetzt eine Bundesobfrau-Debatte am Hals, die er gebraucht hat wie einen Kropf. Denn die Rendi-Abstimmung wird die nächsten Wochen medial völlig überlagern. Da mit irgendwelchen Wien-Themen durchzukommen, wird fast unmöglich.
Für die SPÖ wiederholt sich gerade die Christian-Kern-Story. Ähnlich wie damals Kern, dürfte Rendi-Wagner mittlerweile ihre Genossen so satthaben, dass ihr relativ wurscht ist, ob sie mit der Mitgliederbefragung über ihre persönliche Zukunft die Wiener SPÖ gleich mit in die Luft sprengt. Motto: Entweder ihr stellt euch hinter mich, oder hinter mir die Sintflut. Das Problem ist, dass diese Sintflut die SPÖ auf Jahre wegspülen könnte …