Wolfgang Fellner

Das sagt ÖSTERREICH

08.04.2013

Bank-Geheimnis: Das Volk soll entscheiden ...

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Im immer heftiger werdenden Streit um die Beibehaltung des Bank-Geheimnisses in Österreich haben beide Seiten gute Argumente. Diejenigen, die uns als letzte "Insel der Steuer-Seligen" in Europa erhalten wollen, ebenso wie die, die unser Land an die EU-Standards heranführen wollen. Die Fraktion der "Schotter-Mizzi", die unser Bank-Geheimnis unbedingt behalten will, hat recht:

Erstens, weil wir nicht jedem Druck der EU sofort nachgeben sollten. Das Bank-Geheimnis ist bei uns Tradition -also sollte man es nicht gleich auf den ersten Pfiff der EU über Bord werfen.

Zweitens, weil auch das Argument, dass uns die Schnüffel-EU nicht auch noch bis aufs Bank-Konto nachspionieren soll, was für sich hat. Die EU entwickelt sich ja wirklich zu einem Big-Data-Spion, der jeden Bürger bis auf die Unterhose auszieht.

Die Fraktion der "roten Gabi", die wie viele kluge Köpfe meint, dass das Bank-Geheimnis in Wahrheit nicht die Bürger, sondern nur die Banken (vor allem die ÖVP-nahe Raika) schützt, hat ebenso recht:

Erstens, weil Österreich Gefahr läuft, mit seinen anonymen Konten zum neuen Zypern Europas zu werden. Russische Oligarchen, deutsche Steuerbetrüger -sie alle verlagern ihr Geld zunehmend nach "Austria". Es kann nicht unser Interesse sein, dass unsere Banken zu Zocker-Paradiesen werden -und dann eines Tages so krachen wie ihre Kollegen in Zypern.

Zweitens, weil es auch nicht sein darf, dass der kleine Steuerzahler bei uns brav seine Lohnsteuer abführt, die großen Gauner aber auf seiner Bank ihr unversteuertes Schwarzgeld parken.

In Wahrheit ist die Abschaffung des Bank-Geheimnisses etwas, was das Volk entscheiden sollte. Wenn die EU alle anderen Steuer-Oasen auch trockenlegt und gegen Steuer-Exoten wie die Cayman oder Virgin Islands endlich hart vorgeht, dann wird sich auch in Österreich eine Mehrheit für ein Ende der anonymen Konten finden. Aber bis dahin wird es in der Bevölkerung für ein Ende des Bank-Geheimnisses wohl keine Mehrheit geben. Zu groß ist die Angst vor den Daten-Schnüfflern der EU.

Meinung an: wolfgangfellner@oe24.at

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