Wolfgang Fellner
Das sagt Österreich
23.06.2013Zwei ziemlich beste Feinde als Spitze einer Regierung
Freunde fürs Leben werden der Kanzler und sein Vize sicher keine mehr. Die beiden gehen mit einer gehörigen Portion an persönlicher Abneigung in diesen Wahlkampf.
Faymann hält Spindi für ein politisches Leichtgewicht, das nicht im Traum Chancen auf den Kanzler hat. Wenn er sich nur nicht verschätzt …
Spindelegger wieder verachtet Faymann als Trickser und Schmähbruder, der ihn ständig „legen“ will. Mit dieser Einstellung ist jedes partnerschaftliche Regieren von vornherein unmöglich.
Wie sich Kanzler und Vize mit 500-Mio.-Paketen austricksen
Typisch für dieses sich ständig austricksende Regierungs-Duo war das vergangene Wochenende:
Spindelegger erfährt aus guter Quelle, dass Faymann am Samstag am SP-Parteitag ein Konjunkturpaket präsentieren will. Also gibt er noch Freitagabend Interviews in den großen Zeitungen für ein 100-Mio.-Job-Paket – das er mit dem Kanzler vorbesprochen hatte – als seine Idee aus.
Der Kanzler kocht vor Wut. Und stiehlt Spindi die Show, indem er statt mickriger 100 Mio. sagenhafte 500 Mio. verspricht.
Spindelegger kontert sofort. Er nimmt dem Kanzler sein Lieblingsthema Lehrer weg, erhöht deren Anwesenheit in der Schule wahlkampfgerecht von 24 auf 26 Stunden und lädt die Lehrer-Gewerkschaft zum privaten Gipfel. Der Kanzler, lässt er ausrichten, darf vorbeischauen.
Der Wähler amüsiert und ärgert sich zugleich. Warum, fragt man sich, können die beiden diese Themen als Koalitions-Partner nicht gemeinsam lösen? Warum stellen sie die 500 Millionen für die Arbeitsplätze nicht gemeinsam auf, statt zu streiten. Denn natürlich haben sie mehr als 500 Mio. an Rücklagen. Und warum gibt’s nicht endlich die Einigung aufs Lehrer-Dienstrecht statt Hick-Hack? Millionen Eltern warten auf die Ganztags-Schule.
Eigentlich wären Kanzler und Vize in Krisenzeiten wie jetzt beim Alpine-Drama kein schlechtes Team. Wenn sie nur mit dem Streiten und Tricksen aufhören und sich nicht ständig selbst zerstören würden …
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