Folter. Man muss schon dreimal hinlesen, bis man es fassen kann: Strafvollzug sei nun mal „kein Paradies“, sagt Justizministerin Beatrix Karl als Reaktion auf die Zustände in einem Gefängnis für Jugendliche – die eine Richterin in berechtigter Empörung „Folter“ nennt (siehe Seite 6).
„Kein Paradies“ ist es, wenn jugendliche Straftäter in überfüllten Zellen bis zu 65 (!) Stunden allein gelassen werden. Wenn die Schwächsten dem Terror ihrer älteren Zellengenossen schutzlos ausgeliefert sind – und wenn ein 14-Jähriger mit einem Besenstiel vergewaltigt und schwer verletzt wird.
Fritzl hat’s besser. Es geht nicht darum, jungen Delinquenten paradiesische Zustände zu schaffen, wenn sie ihre wahrscheinlich verdiente Strafe absitzen. Aber es geht darum, auch diesen Straftätern die Menschenwürde zu bewahren. Und ihnen wenigstens jenen Schutz zuzugestehen, den man einem Josef Fritzl angedeihen lässt.
Eine Justizministerin, die sich über derartige Missstände flapsig-zynisch drüberplaudert, hat ihren Job verfehlt. Schade. Als Beatrix Karl in die Regierung kam, galt sie als Hoffnungsträgerin. Jetzt ist sie unter all den Enttäuschungen eine der größten.
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