Dieser Wahlkampf bewegt das Land noch nicht.
Die SPÖ hat zwar die richtigen Themen für die Kampagne gefunden: Arbeit, Reichensteuer, Wohnen, Bildung. Das reicht in diesem bisher matten Wahlkampf für Platz 1 – aber es fehlen (noch) die Reform-Ansagen und der Kanzler-Bonus, die Faymann über 30 % bringen könnten.
Der Kanzler ist definitiv der fleißigste Wahlkämpfer bisher. Er segelt, klettert, dass fast die Objektive brechen. Weil die Österreicher üblicherweise Fleiß belohnen, nimmt die Faymann-Bewertung zu.
Aber: Der SPÖ fehlt der Gegner. Das Gespenst von Schwarz-Blau nimmt (bei gerade 42 %) keiner ernst. Und Strache ist kaum noch eine Kanzler-Gefahr.
Was würde VP-Kanzler unterscheiden?
Die ÖVP hat ein größeres Problem. Trotz Polit-Frust fehlt dem Land die Wechsel-Stimmung.
So kommt VP-Spitzenmann Spindelegger nicht in die Gänge. Zwar hat Faymann (noch) nicht die Top-Werte, die Angela Merkel in Deutschland erreicht (sie hat 47 % Kanzler-Zustimmung) – aber Spindelegger liegt noch schlechter als Merkel-Herausforderer Steinbrück. In Deutschland wie Österreich wollen die Wähler offenbar keinen Wechsel – weder zu Rot-Grün noch Schwarz-Blau.
Spindelegger muss jetzt deutlich machen, wie seine Kanzler-Perspektive wirklich ausschaut: Was ändert sich unter Schwarz-Rot mit VP-Kanzler? Was bietet er bei den Top-Themen Arbeit, Gerechtigkeit und Bildung? Hat er eine Reform-Ansage – oder nur Neugebauer???
Wolfgang Fellner