Kanzler Faymann hat am Sonntag in der ORF-Pressestunde (und davor schon im ÖSTERREICH-Interview) das getan, was die meisten politischen Beobachter ohnehin schon die längste Zeit von ihm erwarten: Er hat die Gegen-Offensive zum Umfrage-Hoch seines Gegenspielers Django gestartet. Und das ist ihm gut gelungen.
Django Mitterlehners Umfrage-Hoch ist ja in Wahrheit ein psychologisches Phänomen: Der lange als „graue Maus“ bespöttelte Wirtschaftsminister hat die fast totgesagte ÖVP allein mit seiner sympathischen Neustart-Ansage auf Platz 1 gepusht, ohne an der Volkspartei einen Beistrich zu ändern.
Werner Faymann ist in den Umfragen nach unten gerauscht, obwohl er die bei den Wählern erfolgreichen Themen gesetzt hat:
➤ Die Steuerentlastung war ganz klar Faymanns Ansage – anfangs gegen den erbitterten Widerstand der ÖVP.
➤ Die Vermögenssteuer, die zwei Drittel der Wähler befürworten, kommt als politischer Vorschlag auch vom Kanzler.
➤ Die Schulreform ist zumindest Faymanns frommer Wunsch – gegen den Boykott der ÖVP.
➤ Beim Freihandelsabkommen ist Faymann klar gegen die Konzerne, die ÖVP weniger mutig.
➤ Und beim Hypo-Debakel kann man viele Schuldige finden – aber Faymann schwer vorwerfen, dass er für die Haftungen der Kärnten-FPÖ und die patscherte Verstaatlichung seiner Erzfeinde Pröll und Fekter verantwortlich ist.
Sobald der Kanzler beginnt, aus seiner zuletzt unglücklichen Defensiv-Haltung herauszukommen, läuft der politische Trend eindeutig in seine Richtung. Ein Kanzler soll nicht auf Tauchstation gehen oder Interviews nur mehr alle heiligen Zeiten geben.
Zum Kanzler-Bonus gehören VIELE Interviews, viele offene Diskussionen auch mit Gegnern, viele Bürger-Kontakte. Sobald Faymann offensiv wird, ist es vermutlich mit den Django-Festspielen vorbei. Faymann hat seine Gegen-Offensive begonnen. Man ist gespannt, wie sie 2015 weitergeht.