Wolfgang Fellner:

Das sagt Österreich

18.05.2011

Meischberger liefert ein Sitten­bild des ORF

Zur Vollversion des Artikels
© APA
Zur Vollversion des Artikels

Ein Sittenbild des ORF-Stiftungsrates hat gestern ein Prozess enthüllt, den Walter Meischberger – der Trauzeuge von Karl-Heinz Grasser – gegen ÖSTERREICH angestrengt hat.
Im Herbst hatte ÖSTERREICH berichtet, dass die Justiz bei ihren Hausdurchsuchungen in Meischbergers Villa auch E-Mails gefunden hat, in denen der vom ORF drei Millionen (!) Euro gefordert hat.
Meischberger hatte die Kühnheit, eine Gegendarstellung zu senden, in der er behauptete: „Ein solcher Mail-Verkehr existiert nicht. Ich habe auch niemals eine solche Forderung erhoben.“
Mittlerweile liegen alle E-Mails am Tisch. Darin finden sich unfassbare Sätze. So schreibt der Stiftungsrat Meischberger an den von ihm gewählten ORF-Generaldirektor Wrabetz zum ersten Jahrestag seiner Wahl: „Nun ist es bereits ein Jahr her, dass ich meinen Teil unserer Vereinbarung eingehalten habe, während Du keinerlei Anzeichen gibst, auch Deinen Teil der Vereinbarung einhalten zu wollen.“ Und dann drohend: „Ich möchte Dich erinnern, dass Du mir das Budget von 3 Millionen Euro pro Jahr für eine Sendung vorgegeben hast!“
Damit wurde gestern vor Gericht enthüllt: Ein BZÖ-Stiftungsrat fordert vom ORF-Chef als Gegenleistung für die Wahl ein Budget von 3 Millionen Euro.
Es spricht sehr für den amtierenden ORF-Chef Wrabetz, dass er ­diesem Erpressungsversuch nicht nachgegeben und die 3 Millionen nicht bezahlt hat. Doch das ändert nichts daran, dass über dem gesamten ORF-Stiftungsrat nun ein Schatten miesester Korruption liegt.
In Wahrheit sind die Mails des geldgierigen „Meischi“ an den ORF-Chef ein klarer Fall für den Korruptions-Staatsanwalt.
Die Justiz muss rasch untersuchen: Haben Mitglieder des ORF-Stiftungsrat für ihre Stimme Geld („Budget“) gefordert?
Die Zeit drängt: Dieser offenbar korrupte Stiftungsrat soll in 90 Tagen den neuen ORF-General wählen. Es ist – nach dem Fall Meischberger – höchst zweifelhaft, dass es dabei mit rechten Dingen zugeht.
Jeder ORF-Gebührenzahler hat ein Recht darauf, dass mit Partei-Schacher im ORF endlich Schluss ist.

Zur Vollversion des Artikels