Insel der Seligen. In Griechenland müssen die Menschen künftig auf 10 % ihres Einkommens verzichten. Italien steht vor dem größten Sparpaket seiner Geschichte. Irland und Portugal zittern vor der Pleite. Sogar in der Schweiz brechen die Exporte ein, …
… aber in Österreich ist die größte Sorge der Politiker, ob wir in unsere Hymne das Wort „Töchter“ einfügen sollen. Wir leben offenbar wirklich auf der letzten Insel der Seligen (künftig: Seliginnen?).
Wie schön, dass wir keine anderen Sorgen haben. Man könnte ja auch einstimmig eine Schulreform, eine Verwaltungsreform oder im konkreten Fall: ein gesetzlich verpflichtend gleiches Gehalt für Männer und Frauen beschließen. Aber das ist eventuell ein wenig komplizierter, als in die Hymne das Wort „Töchter“ einzufügen.
Textänderung ist gut und richtig
Um nicht missverstanden zu werden: Natürlich ist die minimale Textänderung der Hymne gut und richtig. Natürlich ist es das Recht aller „Töchter“ (= Frauen), in unserer Hymne erwähnt zu werden.
Die Textänderung der Hymne ist also logisch, richtig – und hätte schon vor Jahren und ohne lange Diskussion erfolgen sollen.
Man muss sich den Verlauf dieser „Staatsaffäre“ noch einmal auf der Zunge zergehen lassen: Maria Rauch-Kallat will zum Abschied die „Chauvi-Hymne“ für alle „Töchter“ korrigieren. Statt ihr den Erfolg zu lassen und dieser Selbstverständlichkeit zuzustimmen, blockieren die „eigenen“ ÖVP-Männer durch Dauerreden diese sinnvolle Initiative.
Frau als VP-Klubchef wäre Signal
Sie tun das aber nicht aus Jux und Tollerei, sondern weil ihnen das ÖVP-Klubchef Kopf so befohlen hat. Womit wohl die Frage zulässig ist: Ist dieser Herr Kopf nach diesem Eklat noch tragbar?
Oder sollte die ÖVP nach der Hymne nicht auch ihren Klubchef ändern? In Zeiten wie diesen haben „Chauvis“ in der Politik nichts mehr verloren. Wir haben eine neue Hymne – jetzt fehlt uns nur noch die richtige Politik dazu.