Wie bei den Sowjets: Der ORF erlebt dieser Tage die wahrscheinlich schwierigste Zeit seiner Unternehmensgeschichte. Er hat das Image einer Prawda, eines an dunkelste Sowjetzeiten erinnernden Parteien-Sprachrohrs. Mehr noch: Der ORF wirkt so, als wäre er Teil einer Polit-Mafia, wo Parteienvertreter, die einen Generaldirektor gewählt haben, als Dank für ihre Stimme in die wichtigsten Unternehmens-Positionen gehievt werden.
Vordergründig geht es um den 25-jährigen Niko Pelinka. Ich kenne Niko Pelinka – über seinen Vater, den News-Chefredakteur – seit frühesten Kindertagen. Ich halte Niko Pelinka für einen der talentiertesten jungen Medienmanager dieses Landes. Jeder privaten TV-Anstalt (Puls 4, ATV etc.) könnte man also zur Verpflichtung von Niko Pelinka nur gratulieren.
Polit-Mafia
Der ORF freilich hat mit der „Personalie Pelinka“ ein Problem. Pelinka hat den Job als „Büroleiter“ von GD Wrabetz nicht als „Talent“, sondern als Leiter des SPÖ-Freundeskreises im Stiftungsrat erhalten. Heißt: Der Polit-Funktionär, der für die SPÖ die Wahl von Wrabetz perfekt organisiert hat, sitzt künftig in seinem Büro. Das erinnert an eine Polit-Mafia. Und noch mafiöser ist, dass Wrabetz gleich auch den Betriebsrats-Chef, der ihn gewählt hat, zum Technischen Direktor und die zwei ÖVP-Funktionäre, die ihm gegen die Parteilinie ihre Stimmen gegeben haben, zu Landesdirektoren ernannt hat. Das würde sich heute nicht einmal mehr der Chef des albanischen Rundfunks trauen.
Wie kommen wir dazu, diesen Missbrauch mit 200 Euro Zwangsgebühr zu finanzieren?
Die Regierung ist dringend gefordert, eine ORF-Reform zu starten:
- Der an ein DDR-Kombinat erinnernde „Stiftungsrat“ gehört abgeschafft.
- Die Zwangs-Gebühren gehören abgeschafft. Der ORF soll sich aus Werbe-Einnahmen finanzieren.
- Sollte die Regierung die ORF-Reform nicht bis Sommer schaffen, muss ein neues ORF-Volksbegehren kommen. Der ORF steht für die Identität dieses Landes – und die darf nicht kaputt gehen.
Ihre Meinung an: wolfgangfellner@oe24.at