Der Fall Natascha wird zur unendlichen Geschichte – und nervt das ganze Land. Es ist ärgerlich und frustrierend, wenn unsere Justiz einen so wichtigen Kriminal-Fall fünf Jahre nach dem Ende nicht ordentlich aufklären kann – und so viele Fehler macht, dass die Verschwörungstheorien geradezu „blühen“ müssen. Wobei man sagen muss, dass alle handelnden Personen jämmerliche Rollen spielen.
Auf der einen Seite ein Opfer mit Drang zur Selbstdarstellung ...
Da ist zuerst Frau Kampusch, die nach allem, was man ihr angetan hat, das größtmögliche Recht auf Privatsphäre und Opferschutz hat.
Welcher Teufel ihre Berater (oder sie selbst) reitet, ständig mit neuen Interviews und Bestseller-Büchern ihr Seelen-Leid öffentlich zu machen, ist unklar. Und wenn ein Opfer dann über 100 Stunden mit dem besten Freund des Täters telefoniert, heizt das Verschwörungstheorien an.
Da ist der Parlaments-Ausschuss, der ständig indiskret von belastenden Akten faselt, diese aber nicht offenlegt. Natürlich muss ein Versagen der Justiz aufgezeigt werden – aber nicht als Psycho-Show, sondern mit Fakten & Dokumenten.
Da ist die Justiz, die zur Peinlichkeit verkommt: Offenbar haben hier Kottans und nicht Profis ermittelt. Ein Fehler folgt dem anderen.
... auf der anderen Seite eine Justiz mit lauter Kottans als Ermittler
Die Causa ist so ins Chaos geglitten, dass dringender Handlungsbedarf für die Justizministerin besteht.
Erstens: Der Parlaments-Ausschuss, der längst nicht mehr vertraulich ist, soll alle Fakten auf den Tisch legen. Ein U-Ausschuss ist überfällig – aber ohne Verschwörungs-Psychopathen, mit kurzem Zeitplan und mit fairer Öffentlichkeit.
Zweitens: Ein faires Justiz-Verfahren – am besten ein Prozess – soll die Rolle des Priklopil-Freundes klären. Diese Rolle ist natürlich dubios. Und es ist die Pflicht der Justiz, dafür zu sorgen, dass ein Verdächtiger nicht frei herumläuft – umgekehrt aber auch ein Unschuldiger nicht dauernd verdächtigt wird.
Klärt diesen Fall endlich auf – die Glaubwürdigkeit der Justiz leidet.
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